Das antike Butrint

Eva Filice

von Eva Filice

Story
Butrint 2023

Im Süden Albaniens befindet sich in einem waldreichen Nationalpark die archäologische Stätte Butrin, die mit ihrer interessanten Geschichte beeindruckt. Nach vielen katastrophalen Eingriffen in die Natur während der kommunistischen Ära konnte in den letzten Jahren wieder ein Gleichgewicht hergestellt werden. Während in den 1950er Jahren für die Landgewinnung Sumpfland trockengelegt wurde, bedeutete das für den Butrint-See eine Verschlechterung, da Tiere und Pflanzen ihre Lebensgrundlagen verloren. Im heutigen Nationalpark wird der Natur eine Erholung ermöglicht, und viele Vögel finden wieder ein ideales Brutgebiet. Das antike Butrint, das 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, bietet als großräumige Ruinenstadt viele Einblicke in den Wandel der Kulturen über mehr als zwei Jahrtausende. Butrin (griech. Bouthrotón, lat. Buthrotum) liegt auf einer Halbinsel – umgeben von der Lagune von Butrin gegenüber der Insel Korfu. Die ältesten Funde stammen aus der Zeit vom 10. bis zum 8. Jh. v. Christus. Butrint war aufgrund der Lage eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt.

Virgil schreibt in seiner „Aeneis“ über die Entstehung des römischen Volkes. Und so sollen auch Menschen aus Troja auf dem Weg nach Italien in Butrin angekommen sein. Die Gegend im heutigen Südalbanien war bereits nachweislich ab 1200 v. Chr. von illyrischen Stämmen während der Bronzezeit und Eisenzeit besiedelt. Zyklopenmauern aus dieser Zeit bezeugen die Anwesenheit der Illyrer. Im 6. Jh. v. Chr. begann die hellenistische Periode, die Siedlung wurde der griechischen Kolonie Korfu angeschlossen. Ein dem Gott Asklepius geweihtes Heiligtum lag im Bereich der Agora, dem Platz, wo sich das öffentliche Leben abspielte. Wir gingen durch das weitläufige Areal bis zum Platz der von den Griechen errichteten Akropolis. Hier bot sich uns eine wunderbare Sicht auf die Vrina-Ebene und den Vivari-Kanal.

Im Jahr 167 v. Chr. wurde Butrint dem Römischen Reich angeschlossen. Cäsar gründete 44 v. Chr. eine römische Kolonie aufgrund der strategisch wichtigen Position. Sein Nachfolger Augustus erweiterte die Niederlassung. Ein Aquädukt und eine Brücke führten in die Vrina-Ebene, wo die Zivilstadt errichtet wurde. Auch wohlhabende Römer ließen sich hier nieder. In den heutigen weitläufigen Ausgrabungen, deren Ruinen 1930 von italienischen Archäologen entdeckt wurden, können vor allem Gebäude einer typischen römischen Stadt bewundert werden. Das römische Theater bot 2500 Menschen Platz und befindet an der Stelle des griechischen Heiligtums. Ein Nympheum (Foto) sowie Badeanlagen sind noch gut erhalten. Den Römern folgte die byzantinische Herrschaft, davon zeugt eine große Basilika, heute ohne Dach. Ein achteckiges Baptisterium wurde über einer römischen Therme errichtet. In der Mitte befindet sich ein Taufbecken aus Marmor. Das gut erhaltenen Fußbodenmosaiks ist sehenswert. Butrin wurde im 14. Jh. der Republik Venedig angeschlossen. Davon zeugen ein venezianischer Turm beim Eingang und Reste einer venezianischen Festung gegenüber der Halbinsel auf der anderen Seite des Vivari-Kanals. Im Museums wäre ein längerer Aufenthalt erforderlich gewesen. Der mehrstündige Gang durch die Geschichte von Jahrtausenden führte zu vielen Fragen. Ob ich eine Antwort finden kann?

© Eva Filice 2023-10-28

Genres
Reise
Stimmung
Herausfordernd, Informativ, Reflektierend
Hashtags