Das Bereitschaftshandy

Bereitschaft. Dieses Wort. In seiner Bedeutung doch eigentlich etwas Gutes. Bereit sein, fertig sein etwas zu tun. Die Bereitschaft zu haben, jemandem zu helfen. Etwas, das man doch bereitwillig machen sollte. Ich denke daran und ein unangenehmes Gefühl breitet sich, ausgehend von meinem Bauch, in meinem Körper aus.

Dabei lässt sich dieses Wort so wunderbar verbinden mit anderen. Reisebereitschaft, Anfallsbereitschaft, Diskussionsbereitschaft, Gesprächsbereitschaft, Kompromissbereitschaft, Opferbereitschaft, Hilfsbereitschaft. Aber dieses Wort steht vor mir. Alleine, nur als Bereitschaft.

Das Handy liegt neben meinem. Immer wieder blicke ich besorgt darauf. Wie ein wartender, gefährlicher Jäger liegt es da, bereit mich jederzeit zu beißen oder zu fressen. Ich versuche meine Gedanken abzulenken, meine Hände zu beschäftigen.

Warum nochmal hab ich dazu „Ja“ gesagt? Ja richtig, weil ich schlecht verhandeln kann und weil es nicht so tragisch klang. Einfach das Handy mitnehmen. Normalerweise passiert eh nix. Herrje, und jetzt habe ich dann und wann immer wieder mal dieses verdammte Ding zuhause liegen, das mich still beobachtet und daran erinnert, dass es vielleicht oder vielleicht auch nicht diesen absolut grausigen Ton von sich geben könnte der einen Programmabbruch verkündet, der mein Herz rasen lässt, meine Hände schwitzen lässt und mich direkt zu meinem Arbeitslaptop stürzten lässt, während ich schon darüber nachdenke, wo ich das Dokument für das Notfallprogramm finde.

Dieser grausame, ekelhafte, hohe, laute Ton.

Was, wenn die Kassa abbricht?

Ich kenne mich damit kaum aus.

Kenne die Daten zu wenig.

Meist passiert nichts. Meist liegt das Handy nur da und blockiert meine Gedanken und mein Wochenende und verursacht ein unangenehmes Hintergrundrauschen. Bereitschaft. Einsatzbereitschaft, Dienstbereitschaft, Gefechtsbereitschaft, Alarmbereitschaft. Ein gurgelndes, unangenehmes Gefühl in meinem Bauch.

Beschäftigung. Ablenkung. Denk nicht darüber nach. Okay, wird gerade so nichts. Dann schreib ich eben. Finger beschäftigen. Das Handy sehe ich dabei auch nicht. Der Kater schläft gerade. Einfach das unangenehme Gefühl wieder wegatmen. Noch ist nichts passiert. Kein Grund nervös zu sein…