Das Bienenköniginnensyndrom

MrsTwiggy

von MrsTwiggy

Story

Die Analogie zwischen dem Verhalten von Mensch und Biene ist eine Leidenschaft von mir, die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft eine weitere. Das „Frauenthema“ verfolgt mich schon seit jeher, ich denke, seit meinem „machoiden“ Deutschlehrer, der die Gretchenfrage gerne für sich als älterer Lehrer mit jungen Mädchen beantwortet hätte! Manchmal treibt mich dieses Thema regelrecht zur Weißglut: Wie verhalten sich Frauen in Partnerschaften? Was ist mit Frauen in Führungsjobs? Was ist mit Beruf und Familie? Wie verändert sich eine Frau durch Kinder? Wie viele Rollen kann und muss eine Frau eigentlich ausführen? Welche neuropsychologischen Unterschiede im Fokussieren und Denken gibt es eigentlich? Gibt es mehr Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen uns Frauen oder zwischen Männern und Frauen? Viele Fragen schwirren da immer wieder herum und in jeder Lebensphase beantworte ich sie anders für mich selbst.

Heute versuche ich diese Fragen mithilfe der Bienen zu beantworten. Hier liegt die Rolle der Königin im Stock auf der Hand. Sie ist (für eine gewisse Zeit) „the one and only“ im Stock, so wie Queen Elisabeth in ihrem Königreich. Die Bienenkönigin sichert den Fortbestand und ist nur der Fortpflanzung wegen da, nur sie darf Eier legen. Sie wurde auserwählt und so lange mit einem besonderen Nahrungsmittel (Gelée Royale) gefüttert, bis sie ihre besondere Größe erreicht hat. Sie ist die Einzige, die ihre Gene weitergeben kann, deswegen verhalten sich die anderen Arbeiterinnen auch altruistisch ihr gegenüber.

Was ist aber, wenn Veränderungen im Bienenstock passieren? Die Bienenkönigin hat zwei Verhaltensmöglichkeiten: Einerseits wird sie, wenn sie alt ist, im Stock von einer jüngeren auserwählten Königin noch geduldet und hat hier ihr Ausgedinge. Das ist die positive, prosoziale Verhaltensweise. Wenn aber zu früh neue junge Königinnen schlüpfen und mehrere im Stock sind, dann müssen sie sehr schnell aus dem Stock flüchten und den Stock auch schwächen – mit anderen Begleitbienen „ausschwärmen“ … Wenn sie das nicht tun, fängt das Gemetzel an und es wird getötet, so lange, bis nur mehr eine übrig ist. Das wäre die weniger altruistische, asoziale Verhaltensweise. Aber was macht die Bienenköniginnen und ihr Syndrom so besonders? Viele starke Frauen, die in unserem System erfolgreich Karriere machen, sind besonders wachsam bezüglich ihrer Ablöse und handeln vielleicht auch weniger kooperativ, als wir vermuten, Konkurrenten werden gleich degradiert („abgestochen“ im Bienenjargon). Andererseits sind es in unserem Land zum Großteil die Frauen, die die Pflege- und Familienarbeit verrichten und sich besonders sozial engagieren. Bedeutsam wäre es, wenn wir versuchen würden, dass wir nicht zwischen den beiden Polen wählen müssten, so wie die Biene, sondern dass wir beides leben könnten – Macht und Liebe.

© MrsTwiggy 2020-05-25