Ich möchte dir ein Bild malen. Ein Bild wie es in mir aussieht. Da ist ein Wirbel aus Farben. Und wenn du nicht damit rechnest, taucht da eine Tür auf. Was für eine Tür? Ach da gibt es so viele. So unterschiedlich wie wir Menschen und sie verändern sich jedes Mal, wenn sie sich zeigen. Es gibt große und kleine, breite und schmale, filigran verzierte und ganz schlichte einfache. Aber jetzt gerade ist da diese riesige, breite und kugelrunde Tür. Sie ist verziert mit vielen filigranen Schnitzereien und umrahmt von vielen wunderschönen Blumenranken. Die Blüten blühen in allen erdenklichen Farben. Es ist wirklich eine wahre Freunde immer, wenn man sie erblickt. Die Schnitzereien zeigen kleine Geschichten. Die frischeste zeigt mich mit meinem Buch und wie ich es voller Liebe im Blick umarme. Die Tür ist sehr robust und eher schlicht. Ein tief, dunkles Braun. Der Knauf ist Gold. Und die Scharniere sind in einem tiefen, dunklen Tannengrün lackiert. Wenn man die Tür öffnet, dann knartscht sie ganz leicht und sympathisch. Manchmal bestaune ich sie nur von außen. Dann sitze ich im Schneidersitz davor und bin erfüllt von Stolz, Ehrfurcht, Liebe, Dankbarkeit, Fassungslosigkeit, Respekt und ganz viel Bewunderung. Diese Tür zeigt mein Leben. All seine Höhen und Tiefen. All die Herausforderungen und Möglichkeiten für Wachstum. Sie erinnert mich daran das ich wirklich alles schaffen kann und wirklich alles seinen Sinn hat. Es gibt aber Phasen oder Situationen da reicht es mir nicht vor der Tür zu sitzen, da möchte ich die Tür öffnen. Oder aber sie öffnet sich von allein. Und ich kann nicht kontrollieren, was sie mir zeigt und vor allem was sie mit mir macht. Meist bin ich dankbar. Da finde ich dahinter all die wunderschönen Momente und Erinnerungen und ich gehe total gestärkt wieder aus der Tür hinaus. Es gibt aber auch die Tage da zeigt sich dahinter meine Vergangenheit. Die Vergangenheit, die nach mir greift und mich verschlingen will, wie ein schwarzes Loch. Da erlebe ich alle die Trauer, den Verlust, die Einsamkeit, die Wut, noch einmal. Dann stolpere ich aus der Tür, nicht selten erfüllt von Wut und Schmerz und dem Gefühl von Machtlosigkeit. Dann falle ich zu Boden und starre die Tür an. Nicht selten laufen mir dabei die Tränen über die Wangen. Und je länger ich da sitze, desto ruhiger werde ich. Ich schaue mir die Schnitzereien an der Tür an und ich begreife. Ich begreife das ich erst zu Der geworden bin, durch all die negativen und schmerzhaften Erfahrungen. Sie alle gehören zu mir dazu, machen mich aus und haben mich wachsen lassen. Und ich bin ein Wunder. Jede Tür verbirgt eine Erinnerung oder eine Erfahrung die mich geprägt hat, positiv wie negativ. Ich bin dankbar für sie alle. Jetzt in diesem Moment sitze ich mit einem Lächeln vor dieser einen zauberhaften Tür. Und ich bin umgeben von Schmetterlingen die federleicht um mich herum fliegen. Von bunten Funken die mich mit Lebensfreude erfüllen. Eine leichte Brise der Veränderung weht um meine Nase und hinterlässt eine Gänsehaut auf meinen Armen. Alles prickelt, pulsiert und ist warm.
Ich bin dankbar.
© Anna-Franzisca Kreismer 2023-11-25