von Hermann Karosser
âDieser Pool ist besonders empfehlenswert. Da muss man nur den oberen Ring aufpusten ⊠und schon kann man Wasser einfĂŒllenâ. HĂ€h? aufpusten? Einen ganzen Swimmingpool? Ein toller Vergleichstest, den ich da im Fernsehen gesehen habe! â Aber es ist nicht das erste Mal, dass mir auffĂ€llt, dass an Stellen, an denen ich das Wort âblasenâ verwendet hĂ€tte, andere jetzt âpustenâ sagen. âEine Kerze ausblasenâ, âeinen Schwimmreifen aufblasenâ, âdie heiĂe Suppe auf dem Löffel blasenâ.
NatĂŒrlich weiĂ ich als aufgeklĂ€rter Mensch, dass das Wort âblasenâ durchaus auch auf, sagen wir, pornographischer Ebene eine bestimmte Bedeutung hat, aber ist ein gutes, altes Verbum der deutschen Sprache deshalb so âversautâ, dass man es aus dem Wortschatz tilgen, womöglich sogar aus dem Duden streichen muss.
Wir leben doch in einer Zeit, wo mit unserer Muttersprache sowieso ĂŒberhaupt nicht zimperlich umgegangen wird. âIst das geil!â. Wissen junge Leute eigentlich, was das Adjektiv âgeilâ ursprĂŒnglich zum Ausdruck gebracht hat? Meine Mutter hĂ€tte mich weiĂ Gott wie bestraft, wenn mir so ein Wort ĂŒber die Lippen und ihr das zur Kenntnis gekommen wĂ€re. â âFuck!â, wieder sind wir bei so einem ursprĂŒnglich âunanstĂ€ndigenâ Ausdruck gelandet. âFack ju Göhteâ mit 2 Fortsetzungen eine der erfolgreichsten deutschen Jugendfilmreihen der letzten Jahre. Der âGralshĂŒterâ der deutschen Sprache, unser verehrter Geheimrat Goethe wird mit dem aus dem Englischen herrĂŒhrenden Ausdruck beleidigt, der ursprĂŒnglich eher in nicht gesellschaftsfĂ€higer erotischer âLiteraturâ ihren Niederschlag gefunden hatte.
Dass gerade ich mich fĂŒr den Erhalt des Wortes ‚blasen‘ so vehement stark mache, mag ein wenig verwundern. SchlieĂlich stamme ich aus einer Zeit, in der man tatsĂ€chlich Vieles nicht laut sagen durfte, weil es nicht schicklich war. So erzogen, hatte ich tatsĂ€chlich hin und wieder Probleme, selbst in der Schule. Ich erinnere mich, dass im Erdkundeunterricht die deutsche NordseekĂŒste Thema war. Zuhause machte ich mich durch den Blick auf den Globus schlau darĂŒber und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass es in diesem KĂŒstenabschnitt einen âJadebusenâ gab. Ich betete zu Gott, dass der Lehrer darĂŒber nichts von mir wissen wollte, denn als pubertierender Jugendlicher interessierte ich mich durchaus fĂŒr die weibliche Physiognomie, aber das Wort âBusenâ vor versammelter SchĂŒlermannschaft auszusprechen, wĂ€re die Peinlichkeit schlechthin fĂŒr mich gewesen.
Doch kommen wir zurĂŒck zum Anfang. Wenn tatsĂ€chlich das Wort âblasenâ im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden darf, was passiert dann mit all den Zusammensetzungen, in denen es als Bestandteil vorkommt. Es gibt Musikinstrumente, denen wird ein Ton entlockt, indem man am MundstĂŒck Luft in sie hineinblĂ€st. Trompete, Klarinette, Posaune, Oboe, Saxophon und viele andere funktionieren nach diesem Prinzip. HeiĂen die dann alle âPustinstrumenteâ? und das Orchester Pustkapelle?. Wenn irgendjemand glaubt, dass ich meine Klarinette kĂŒnftig âHolzpustinstrumentâ nennen werde, dann hat er sich aber geschnitten âŠ
⊠Pustekuchen!
© Hermann Karosser 2025-07-06