Das Blutwunder von Friesach

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Über Friesach könnte man sehr viel schreiben, denn der ganze Ort ist ein Kleinod mit langer und bewegter Geschichte.Die römische Reichsstraße Via Julia Augusta führte mitten durch die heutige Stadt. Durch seine günstige Lage an einer der Haupthandelsrouten zwischen Wien und Venedig stieg der Markt im Mittelalter schnell zu einem wichtigen Handelszentrum auf. So wurde er im Jahre 1215 zur Stadt erhoben. Seine Blütezeit erlebte Friesach unter Erzbischof Eberhard II. (1200–1246) und entwickelte sich zur zweitgrößten Stadt des Erzstiftes Salzburg und zur wichtigsten Stadt des heutigen Kärnten.

Friesach ist nicht nur die älteste Stadt Kärntens, sondern wird auch als die Stadt der Burgen bezeichnet. Hier gibt es noch eine fast komplette Stadtmauer und einen Wassergraben herum. Bereits im 9. Jh. gab es auf dem Petersberg eine Burg, die als Zufluchtsstätte diente. In der Zeit des frühen Mittelalters wurde die Burg erweitert und Befestigungsringe angelegt. In dieser Stadt kann man tatsächlich das Flair des Mittelalters atmen.Friesach war nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein religiöses Zentrum dieser Zeit. So ließen sich die Salzburger Erzbischöfe eine Residenz in Friesach bauen und auch zahlreiche kirchliche Orden siedelten sich an.Die historische Bedeutung war so groß, dass es einmal unvorstellbare 20 Kirchen gab. Auch hier war die Gigantomanie der Zeit der Gotik am Werk, denn man versuchte sich mit Kirchengründungen den Himmel zu erkaufen und sich mit der sogenannten Frömmigkeit zu übertrumpfen. Wir Freunde des Kuriosen, also mein Mann und ich, lenkten unsere Schritte zur Heiligblutkirche, die sich unterhalb der Befestigungsanlage Rotturm befindet. Der jetzige Bau aus dem 14.Jh. wurde über einer Kapelle aus dem 12. Jh. erbaut. Hier ereignete sich im 13.Jh. ein Blutwunder. Während der Wandlung am Pfingstsonntag 1238, spürte der Priester plötzlich wie sich die Hostie fleischig anfühlte und bald floss Blut daraus hervor. Zwei große alte Gemälde an der rechten Kirchenwand zeugen von diesem ziemlich grausigen Wunder, das den Priester und das anwesende Volk in Angst und Schrecken versetzte. Im Sakramentshäuschen wird unter einem „Mäntelchen“ ein Kelch versteckt, in dem sich eine Blutreliquie befindet.

Das wunderschöne Stadtbild von Friesach liegt vor allem an der Burg Petersberg mit einem 28m hohem Bergfried, aber auch an der Stadtbefestigung, der Burg Geiersberg, dem Fürstenhof Friesach mit historischem Getreidespeicher, der malerischen Kirchenruine Virgilienberg, der Pfarrkirche, Deutschordenskirche, Dominikanerkirche und Kloster der Dominikanerinnen, der Heiligblutkircheund der Filialkirche St. Peter.

Seit 1950 gibt es die „Friesacher Sommerspiele“ auf der Burg. Mein Mann und ich besuchten eine der Vorstellungen. Natürlich ist es schwierig, jemanden, der bestbesetzte Wiener Theateraufführungen gewöhnt ist, zufriedenzustellen, aber das Ambiente ist zauberhaft.

© Ulrike Sammer 2021-09-16

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