Das Boxenluder

Sternenkind

von Sternenkind

Story

Meine Schwester und ich besuchten vor Jahren den Faschingsumzug bei uns in der Gemeinde. Es ist Tradition, dass der Umzug – unsere Parade – auf der Hauptstraße stattfindet. Traktoren ziehen Anhänger mit Aufschriften zu verschiedenen Themen. Oft wird die Politik durch den Kakao gezogen oder sonstige aktuelle Themen karikiert. Hier darf man kritisch sein und mal die Sau rauslassen.

Sei es ein Politiker, der mit den Praktikantinnen Sachen unter einem Tisch macht oder über den Kauf von teuren Eurofightern entscheidet. Wozu braucht Österreich Eurofighter, wenn der österreichische Luftraum bei Überschall ohnehin in wenigen Sekunden überquert ist? Die Bauern bekommen nur wenige Cents für ihre wertvolle und mühsame Arbeit. Der Euro, der unser Leben um mehr als 30 Prozent über Nacht verteuerte, muss besser genützt werden als für Eurofighter, die technisch nicht einwandfrei sind und beim österreichischen Heer wegen hoher Ausgaben am Boden verkümmern.

Die Wägen ziehen an uns vorbei und wir lassen uns von der Kreativität unserer Mitbürger überraschen. Da kam ein Wagen, auf dem unsere Oma tanzte. Ihr Haupt zierte eine leuchtende Perücke in schillernden Farben. Es war neongelb, neonorange und violett. Die Frisur eine Mischung aus Vokuhila und Punk. Oma tanzte auf dem Wagen und grüßte wie die erlauchte Königin höchstpersönlich mit ihrem Arm.

Die Musik donnerte und Oma winkte im Takt und schwang das Tanzbein. Sie trug eine neonorange Perücke, die ins Rote überging. Es war eine sehr wilde und schrille Faschingsfrisur. Auf dem Wagen stand in großen Lettern BOXENLUDER geschrieben .

Neben Oma leuchtete ein Rennwagen aus Holz zusammen, eine Schüssel der Formel 3.

„Renate, hallo Oma!“, riefen wir Enkel und Oma grinste. Sie nahm einen großen Schluck von einem Energiedrink und fragte, ob wir auch einen haben möchten.

„Ha, wie geil is des – die Oma als Boxenluder!“, lachten wir und dann rief sie uns zu: “Kumts aufa!“, forderte sie uns auf. Die Königin der Boxenluder hatte uns somit in ihre Reihen aufgenommen und wir tanzten ebenfalls am Wagen und lachten.

„Des gibt’s ned!“, lachte ich und wir waren kleine Stars am Wagen. Die Menge jubelte und wir winkten hinunter zu den Faschingsnarren.

„ Jetzt san wir a Boxenluder!“, trällerte ich meiner Schwester ins Ohr. Na gut, dass i ka Nanny bin! Wenn des die Kids wüssten, was ihr Kindermädchen treibt!“, schallte ich.

„Jo host recht.“ stimmte meine jüngere Schwester zu und wir tanzten zur Diskomusik. „Geh host no a Dose für meine Enkerln“, forderte sie den jungen Mann am Wagen auf, der sich als DJ recht gut machte. Er reichte uns fröhlich und erstaunt einen flüssigen Energiekick. Mit einem Klick öffneten wir unsere Dosen und prosteten mit Oma an.

© Sternenkind 2020-08-10

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