von Angela Ecker
Endlich war es für Olivia so weit, dass sie zum Aussuchen des Brautkleids fuhren. Da die Hochzeit bereits in etwas mehr als vier Monaten war, hatte sie rasch einen Termin vereinbart. Sie war froh, dass ihre Mutter, ihre Taufpatin, Katharina und Mara alle Zeit hatten, um ihr beim Auswählen zu helfen. Da ihre Taufpatin Therese auch gleichzeitig ihre Trauzeugin sein würde, war es ihr besonders wichtig, dass sie auch beim Aussuchen dabei war.
Das Geschäft selbst war in etwa so aufgebaut, wie Olivia es auch in Filmen gesehen hatte. In der Mitte des Raums waren mehrere Kabinen angeordnet und davor gemütliche Sitzbänke. Früher hatte sie sich immer ein Brautkleid gewünscht, das möglichst weit ausgestellt war und glitzern sollte. Nun setzte sie mehr auf schlichte Eleganz und da die Hochzeit im Winter sein würde, wollte sie gerne ein Kleid mit langen Ärmeln haben. Glitzer durfte allerdings gerne enthalten sein.
Zwei Stunden lang probierte sie alle möglichen Kleider an.
Mit der Zeit verließ sie die Zuversicht, das richtige Kleid noch zu finden.
Auf einmal kam offensichtlich eine Schneiderin mit einem Kleid aus dem Lager in den Anproberaum und ging zur Verkäuferin hin. „Was machen wir denn mit diesem Ladenhüter? Soll ich es auseinandernehmen? Dann könnte ich den Stoff wenigstens für andere Kleider verwenden“, fragte die Schneiderin und hielt der Verkäuferin das Kleid hin. „Stopp! Das ist es! Das Kleid will ich probieren!“, sagte Olivia an die Verkäuferin gewandt. Noch während der Anprobe wusste sie, dass sie ihr Traumkleid gefunden hatte.
Es war ein cremefarbenes Kleid mit einem weich fließenden Rock und einem Oberteil aus Spitze. Im Oberteil war zusätzlich ein unaufdringlicher, glitzernder Stoff eingearbeitet. Im Rockteil setzte sich der Stoff so fort, dass es durch den Glitzer wirkte, als ob es schneite. Im Saum des Kleids war der Stoff so angeordnet, dass es wirkte, als wäre Schnee zu Boden gefallen. Es war einfach perfekt für eine Winterhochzeit und passte ihr wie angegossen. Beinahe schien es, als hätte das Kleid nur auf sie gewartet. Da es bereits im Geschäft war und ohnehin ausgemustert werden sollte, musste es für Olivia nur mehr angepasst werden. So war auch die Lieferzeit bis zur Hochzeit kein Thema mehr.
Als Olivia später am Abend nach Hause kam, bemerkte Harald sofort, dass sie ihr Kleid gefunden hatte. „Du strahlst?“, fragte er und begrüßte sie mit einem Kuss. „Kann schon sein. Ich habe das perfekte Kleid gefunden und es ist auch gleich verfügbar. Das war echt ein Glücksfall.“ – „Das freut mich. Ist das Kleid schwer zu öffnen? Wegen der Hochzeitsnacht“, fragte er mit einem verschmitzten Grinsen.
Mit einem ebenso verschmitzten Grinsen erwiderte Olivia: „Ich denke schon. Aber wir können gerne schon mal für den Moment üben, wenn du es dann geöffnet hast.“ – „Nichts lieber als das“, antwortete Harald und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss.
© Angela Ecker 2022-08-13