von SuzukiOma
Es ist wieder die Zeit der Gräber-Besuche angebrochen, Allerheiligen steht vor der Tür.
Obwohl ich natürlich das ganze Jahr über an unsere lieben Verstorbenen denke, mache ich diesen Weg sehr gerne. Normalerweise beginne ich bereits am 26. Oktober damit, nur diesmal hatte mich die Zeit ganz stark im Griff, ich musste unbedingt bis eben zu diesem Tag mit dem Fotobuch fertig sein, welches ich schon vor vielen Tagen begonnen hatte, sonst würde ich den günstigen Preis nicht mehr bekommen. Das wäre extrem schade, der Unterschied ist beträchtlich und ich brauche immerhin vier Exemplare davon. Aber es ist gelungen! Am Freitag nun verbrachte ich sehr angenehme Stunden mit meiner Enkelin und benötige daher die restlichen Tage, um meine geplante Tour gut eingeteilt zu erledigen.
Also werde ich heute zwei Friedhöfe besuchen, die die Familie betreffen. Das Wetter ist mir hold und ich genieße dabei noch die vielleicht letzten Sonnenstrahlen und die prächtigen Farben der Blätter und Pflanzen in diesem Monat. Nachdem ich auf dem ersten FH zwei Gräber mit Blumen versorge, geht der Weg durch verschiedene Reihen und ich betrachtete die schön geschmückten Gräber.
Plötzlich entdecke ich ein einsames Grab. Der Grabstein ist umgelegt, die Rasenfläche sehr dürftig und kein einziges Blümchen oder gar eine Kerze zieren es. Dies macht mich extrem traurig. Was ist der Grund, dass sich niemand mehr darum kümmert? Da gibt es bestimmt vielerlei Ergebnisse beim Entschlüsseln. Eventuell sind keine Nachkommen mehr am Leben, die sich der Gestaltung annehmen könnten, oder es gibt welche, nur haben sie auf ihre Lieben vergessen? Da meine Aufmerksamkeit nun geweckt ist, sehe ich auf einmal mehrere dieser vergessenen Gräber, es ist derer eine stattliche Anzahl!
Wie auch immer, dies bringt mich wieder einmal dazu, über die kluge Entscheidung unseres Kirchenchor-Freundes nachzudenken. Er hatte damals, bereits an Krebs erkrankt, entschieden, dass seine Urne im “Wald der Ewigkeit” bestattet werden sollte. Es war mein erstes Begräbnis dieser Art und es hat mich tief beeindruckt! Was kann es eigentlich Schöneres geben, als sich im Schoß von Mutter Natur geborgen zu wissen?
So kann man ihn besuchen, wann immer es möglich ist, ohne darüber einen Gedanken zu verschwenden, ob man gerade die passenden Blumen oder eine Kerze mit hat, denn das ist bei dieser Art von Grabstätte verboten. Ja, er hat sich schon etwas dabei gedacht, unser lieber Freund.
Nun bin ich bereits am zweiten FH gelandet, doch hier kommt mir seltener ein verlassenes Grab in mein Blickfeld.
Es ist kühl geworden, meine Gedanken kreisen, wie wird es unserer Grabstelle einmal ergehen? Vielleicht werde ich vorsorgen, so wie es unsere Tante damals machte. Gemeinsam suchten wir die Gärtnergenossenschaft auf, ließen uns beraten und zahlten bereits für 20 Jahre die Verschönerung. Genauso beglich sie bei der Wiener Bestattung für diese Zeit die geforderte Summe.
Oder wird’s doch der Waldfriedhof?
© SuzukiOma 2021-10-30