Das Ende dieses Weges

Hanna Roth

von Hanna Roth

Story

falls du dich fragst, wie sich eine psychische Krankheit anfĂĽhlt

Ich weiß nicht, was mich erwartet, wenn dieser Abschnitt meines Lebens vorbei ist, wenn ich nicht mehr täglich spazieren gehen muss, um zu spüren, dass meine Gedanken mich nicht völlig lähmen oder dass die Angst mir keine Last auf die Brust legt. Was passiert, wenn ich es wieder glauben kann, dass ich es verdiene, geliebt zu werden?

Ich habe keine Antwort auf die Frage, was passieren wird, wenn ich aufwache und bereit bin, einen neuen Tag zu beginnen, ohne mich vor dem Gedanken zu fürchten, meine Augen zu öffnen. Wer bin ich, wenn ich mich nicht grau wie der österreichische Jännerhimmel fühle, wenn ich mich nicht zwinge, soziale Kontakte zu knüpfen, und stattdessen wirklich willens bin, das Beste aus der Zeit zu machen, die mir gegeben ist? Wie kann ich mit anderen Menschen zusammen sein, ohne innerlich zusammenzubrechen, wenn sie mir frohe Nachrichten überbringen, während ich eine Regenwolke bin und meine Augen nur glänzen, während ich ihnen etwas erzähle, weil sie vor Tränen überlaufen könnten?

Was ist, wenn ich nicht so produktiv sein kann wie meine Mutter oder Großmutter, selbst wenn ich nicht mehr zur Therapiestunde gehe? Im Moment arbeite ich 10 Stunden pro Woche aber was ist mit den 38,5 Stunden, die ich eigentlich arbeiten sollte? Was ist mit den Rechnungen, mit der realen Möglichkeit, entlassen zu werden, wenn ich ein paar Mal zu spät zur Arbeit komme? Was ist, wenn ich nicht in der Lage bin, ein richtiger Erwachsener zu sein? Was ist, wenn ich dieses Leben während einer Pandemie nicht will?

Ich kann nicht so viel Espresso trinken, dass ich mich wirklich wach fĂĽhle, ich kann nie genug Schlaf in einer Nacht bekommen.

Ich habe es satt, ich zu sein, ich habe es satt zu sein, Punkt. Ich weiĂź nicht, ob Depressionen wie Hirnkrebs sind, und gerade wenn man denkt, es ist vorbei, trifft es einen wieder hart. Ich hoffe wirklich, dass es nicht so ist. Denn ich klammere mich immer noch an die Erinnerungen, als die Angst die Ausnahme war und nicht eine permanente Mitbewohnerin.

© Hanna Roth 2024-07-12

Genres
Anthologien