Das Ende und der Anfang meiner Therapie

Maya Micheler

von Maya Micheler

Story

Ich lache ihn aus. „Gott, das ist das Dümmste, das ich je gehört habe. Das ergibt keinen Sinn.“ Meine Panik lässt mich kurz hysterisch weiter lachen. Fanatisch wedelt Freddy mit der Hand herum und brabbelt irgendwas, ich versuche, mein Handy aus der Tasche zu holen. Liam hebt seine Hand und lässt sie auf meinen Arm sinken. „Keine Sorge, Charles, ich habe die Polizei und Rettungskräfte schon gerufen. Dieses iLenses sind manchmal doch ganz praktisch.“ Er grinst mich schwach an, dann schließt er die Augen. Angsterfüllt messe ich seinen Puls, aber er ist noch nicht tot.

Es klopft an der Tür, schon wieder. Freddy grinst uns an. „Meine Handlangerin ist da. Gleich seid ihr tot.“ Nach einer Weile tretet eine Frau mit roten Haaren in das Wohnzimmer. Ihre blauen Augen blicken uns entschuldigend an. „Maria?“, keuche ich und auch Liam sieht sie ungläubig an. „Es tut mir leid. Aber so viele von meiner Familie mussten wegen des Zeitreisen sterben.“ Freddy lacht, es klingt so normal in einer Situation, wo nichts normal ist. In der Sekunde, wo Freddy wegschaut, zwinkert uns Maria zu. Langsam bekomme ich Hoffnung, dass wir hier lebend rauskommen. Freddy dreht sich erneut zu Maria um. „Na los, Mädchen, du kannst mir jetzt deine Loyalität beweisen. Bring sie um.“ Er drückt ihr die Pistole in die Hand, und sie richtet sie auf uns. Ich sehe die Szene wie von oben. Ich glaube, meine Seele hat vor Todesangst meinen Körper verlassen. Maria schießt, aber die Kugel trifft nicht uns, sondern Freddys Bein. Schreiend fällt er auf den Boden. Maria knallt ihm noch die Pistole gegen den Schädel, und Freddy bleibt still liegen, sein Mund offen. Er sollte sich mal die Zähne putzen. Ist ja ekelhaft.

„Maria, ich dachte schon, meine Stunde hat geschlagen. Danke.“ Maria sieht beschämt auf den Boden. „Ich finde, ich verdiene deinen Dank nicht. Ich habe dich vom Hochhaus geschubst und die Kutsche ohne Pferde habe ich auch zerstört. Dieser Freddy hat mir etwas gegeben, das er TNT genannt hatte und ich habe es unter dem Baum vergraben. Das tut mir ehrlich leid.“ Ich lache leicht. „Schon gut. So wie du gerade Freddy ins Bein geschossen hast und ihn dann ausgeknockt hast, hast du dir bei mir nicht viel Mühe gegeben. Wieso hast du das eigentlich alles getan?“ Maria kaut an ihren Fingernägeln. „Na ja, zuerst da hab ich das Zeitreisen echt gemocht, aber mein Vater und meine kleine Schwester wurden dann von den Gläubigen ermordet und Freddy war für mich da. Nach einer Zeit habe ich dann bemerkt, wie krank Freddy ist. Ich hatte schon viele Pläne, ihn loszuwerden, aber es hat nie geklappt.“ „Bis jetzt“, sage ich. Maria nickt.

Liam klopft auf meinen Arm. „Kinder, danke. Alle beide. Aber die Rettungskräfte sind bald da, und ihr müsst jetzt verschwinden. Zeitreisen ist immer noch verboten. Ihr müsst gehen. Ich komme zurecht“, fügt er auf die besorgten Blicke hinzu. Nickend stehe ich auf. Was für ein Tag! Ich schließe die Augen, Maria neben mir tut das gleiche, und wir verschwinden ins Nichts.

Ich falle zu Hause auf mein Bett, meine Videokonsole sticht mir in den Rücken. Seufzend richte ich mich auf.

Ich glaube, ich muss zur Therapie.

© Maya Micheler 2023-09-09

Genres
Science Fiction & Fantasy