Das erhängte Mädchen I

AlfonsX

von AlfonsX

Story

Evi Anna Rauter, 19, Studentin aus Lana (Bozen, Norditalien), die am 3. September 1990 aus Florenz verschwand, ist das mysteriöse Mädchen, das am Morgen des 4. September 1990, nur einen Tag später in Portbou erhängt aufgefunden wurde . 31 Jahre lang blieb ihre Identität ein Rätsel aber dank von journalistischer Beharrlichkeit, der Expertise des Crims-Programmteams von Catalunya-TV3 und der Ausstrahlung des Falls im österreichischen Fernsehen ist das Mädchen aus Portbou kein No-Name mehr.

Eine italienische Touristin und Einwohnerin aus Lana, die gerade in Wien Urlaub machte, erkannte das unbekannte Mädchen, als sie sie in der Sendung „Ungelöst“ des Privatsenders ATV, ihr Foto sah.

Evi Anna Rauter lebte mit ihren Eltern in Lana, hatte ein Studium der Buchhaltung absolviert, sprach vier Sprachen (Italienisch, Englisch, Deutsch und Französisch) und fand Arbeit in einem Exportunternehmen. Am 11. September sollte es losgehen. Im Sommer 1990 reiste sie mit zwei Freunden nach Irland und verbrachte vor ihrer Rückkehr zur Arbeit einige Tage in Florenz, wo ihre ältere Schwester, die an der dortigen Universität studierte, lebte. Sie reiste mit dem Zug von Lana nach Florenz (400 km) und traf am Freitag, den 30. August, im Haus ihrer Schwester ein. Die beiden Schwestern verbrachten das Wochenende zusammen. Am Montag, dem 3. September, frühstückten sie gemeinsam um 8 Uhr in der Wohnung der Schwester, die sie um 9 Uhr verließ, um zur Uni zu gehen. Evi hatte sich noch nicht angezogen und sie sagte ihr, sie würde ihr eine Notiz hinterlassen, was sie den Tag über mache und wann sie zurückkehre.

„Ich fahre nach Siena“, schrieb Evi auf einen Zettel. Bis dahin alles normal. Aber abends erschien Evi nicht. Sie machte sich Sorgen. Und noch mehr, als sie auch am nächsten Morgen nicht auftauchte. Sie rief die Eltern an, aber die wussten nichts. Sie kontaktierte die Freunde von Evi, mit denen sie nach Irland gereist war: Keine Spur von ihr. Am 6.9. ging sie zur Polizeistation in Florenz, um das Verschwinden zu melden. Sie beschrieb ihre Schwester als 1,70 großes Mädchen mit hellbraunen Haaren, blaugrauen Augen, normalem Teint, heller Haut, und nachdem sie die fehlenden Kleidungsstücke in ihrem Koffer überprüft hatte, konnte sie auch Angaben zur Kleidung machen: Evi trug ein türkisblaues T-Shirt und einen Jeans-Overall.

Genau diese Kleidung trug ein Mädchen, das am Dienstag, dem 4. September um halb acht Uhr morgens in der Nähe des Friedhofs von Portbou/Katalonien erhängt aufgefunden wurde. Was die Guardia Civil bei ihr nicht fand, waren ihr Personalausweis, ihre Bahnfahrkarte und die 60.000 Lire, die Evi bei sich trug, als sie das Haus der Schwester verließ. Das Portbou-Mädchen war somit eine nicht identifizierte Leiche.

Die Polizei fragte in Herbergen und Pensionen, aber niemand kannte das mysteriöse Mädchen, das an der Kiefer hing. Zudem leiteten sie die Fotos, morphologischen Daten und Fingerabdrücke des Mädchens an Interpol weiter.

© AlfonsX 2022-05-21