Das Fenster

Sam_Edring

von Sam_Edring

Story

Einige Jahre wohnte ich in einem NebengebĂ€ude meines Elternhauses. Wenn ich aus der TĂŒr rausging konnte ich geradewegs ins Esszimmer meiner Eltern sehen. Geradewegs. Meistens war ja keiner da, weil wenn Essen am Tisch stand, war ich ja voll dabei.

Doch öftermal ging ich am Abend noch weg. Dann war das Zimmer erleuchtet und drinnen saßen meine Mutter, mein Vater. Ein andermal waßen drinnen auch meine Eltern, meine Tante und ihr Freund und sie spielten Karten.

Dann wieder saß nur Vater bei einem Kaffee und las die Zeitung.

Dann und wann meistens Mittwoch oder Donnerstag, saß meine Mutter bei ihren Hochzeitskörben und zupfte daran mit einem LĂ€cheln oder mit einer nachdenklichen Mine rum.

Auf jeden Fall, blieb ich dann immer fĂŒr einen Augenblick oder gar lĂ€nger stehen und beobachtete die Menschen die ich ohne Grenzen liebte.

Manchmal spĂŒrten sie es und sahen dann raus in die Dunkelheit und winkten mir zu.

Ich war in der Familie immer der der da stand und zuschaute, der beobachtete der sich Fragen stellte und der Fragen stellte. Viele Fragen darĂŒber dann auch redete. Sehr viel redete und sich oft durchs reden darĂŒber die Fragen dann selbst beantwortete.

DafĂŒr bin ich meiner Familie immer dankbar gewesen, das sie mich geliebt hatten wie ich war, ich kann mich niemals daran erinnern das sie zu mir sagten:“ He Sam mach dir keinen Kopf, ist doch eh alles Banane“

Klar weil dieser Spruch auch zu neu ist, doch der Sinn des Spruchs ist wohl klar und diesen hörte ich so niemals, obwohl ich schon öfter mit seltsamen Fragen herankam.

Diese Gedanken an das Fenster, da bei meinen Eltern erinnert mich immer an das wichtigste im Leben, beobachte das, was du liebst.

In den letzten Jahren habe ich zu oft und zu ausgiebig die Dinge in der Welt beobachtet die nichts wert sind, die dunkles vorhersagen, die ungeduldig und ungewollt sind.

Gerade heute wieder war so ein Morgen, ich wollte einfach Geld von meinem Konto abheben. Der Bankomat beim Supermarkt wollte nur 10er und 20er ausspucken. Dann gut los hin zu dem bei der Post. Denkste, der ist ĂŒberhaupt abgedreht. Okay ein Marsch zur Bank Austria, da ist er offen und ich Tippe eine völlig falsche Nummer als Code ein, dann nochmal den Code und eine falsche Zahl beim – wieviel wollen sie -!!!!

Als ich es dann doch geschafft habe, denke ich mir, ich wollte ja nur einfach Geld abheben.

Woran ich nicht dachte war, wieviel schöne Momente ich gerade versÀumt habe.

Die eine Frau, die sich freute, weil sie scheinbar im Supermarkt genau das heute bekommen hatte was sie wollte. Sie stand auch da an der Bushaltestelle wie ich.

Oder der junge Mann, mit seinem Hund den er ausfĂŒhrte, vielleicht sogar das erstemal an diesem Tag, in diesem Jahr, in diesem Leben. Er trug ein LĂ€cheln auf seinen Lippen.

Dann auf dem Weg zurĂŒck nach Hause, die spitzbĂŒbischen Raben. Sie flogen heran und freuten sich ĂŒber meine NĂŒsse die ich ihnen hinwarf.

Dies alles und noch mehr, durfte ich erleben weil es nicht gleich klappte mit dem Geldabheben.

Beobachte was du liebst!

© Sam_Edring 2020-01-07

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