Hey, Leute! Kennt ihr auch das Gefühl, wenn das Schuljahr zu Ende ist und endlich Ferien sind? Klar, einige von euch gehen gern zur Schule. Ich war eine von den Anderen.
Mit Trallala und Hoppsassa hüpfte ich vergnügt herum. Da war auch noch ein Ereignis, worauf ich mich freute. Die Abschlussfeier.
Unser Klassenvorstand, ein großer, hagerer Typ mit perfektem Seitenscheitel, sein blondes Haar verdeckte die dicke Hornbrille. Seine Tätigkeit als Lehrer würde ich nicht wirklich als Berufung bezeichnen.
Jedenfalls schien er damit einverstanden zu sein, dass ich ein Gedicht vortragen möchte, welches ich selbst schreiben werde. Das Dichten war für mich immer schon ein Vergnügen. Nun, mit diesem Vortrag wollte ich mich eigentlich bei bestimmten Pädagogen rächen.
Aufgeregt saß ich schon mit gespitztem Bleistift vor dem leeren Blatt. Die ersten Zeilen gingen mir recht gut von der Hand, – da kam Mama herein: „Was schreibst du denn wieder Schönes? – Oh Gott, Kind, das darfst du auf keinen Fall vortragen!“
Etwas enttäuscht, doch schlussendlich einsichtig, bat ich sie, mir dabei zu helfen. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir grinsend und lachend, bis das Werk vollendet war. Ihr könnt euch vorstellen, wie stolz ich darauf war, – und noch aufgeregter, als ich dem Lehrer das Blatt reichte, worauf das Gedicht stand. Jede Lehrperson wurde in zwei Zeilen erwähnt.
Seine Augengläser rutschen wie von selbst auf die Nase, wenn er las. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis er am Ende bemerkte: „Das liest aber die Anneliese!“ Mein Herz hörte kurz auf zu schlagen, der Boden begann zu wanken. Nichts hat je so weh getan, wie diese 5 Worte!
Als ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, riss ich ihm das Papier aus der Hand und erklärte ihm vor der gesamten Klasse den Krieg.
„Niemals! Ihr Schätzchen kann sich selbst was zusammenreimen!“
Zu meinem Erstaunen stand als Erstes Anneliese auf und klopfte mit den Fäusten auf die Schulbank, nach und nach alle anderen. Der Lehrer verließ mit hochrotem Kopf die Klasse.
Ich erzählte auch zu Hause, was da vorgelaufen war.
Bei der Abschlussfeier stand voller Stolz eine 14jährige auf dem Podest, der Saal brechend voll. Man hätte eine Stecknadel fallen gehört, so still war es während meines Auftritts.
Der Beifall ließ nicht lange auf sich warten, er schien nicht aufzuhören, meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding, das könnt ihr mir glauben.
Die Gerechtigkeit hat also gesiegt!
© Karin Ulrike Heiss 2023-03-25