Das Geheimnis der Christiane F.

Dorian

von Dorian

Story

Die Story wurde zuallererst im Sommer 1978 in der Zeitschrift Stern wöchentlich in Kapiteln abgedruckt. Wegen des unerwartet großen Erfolgs wurde die Geschichte ein Jahr später als Buch herausgegeben. Der Film kam dann im April 1981 in die Kinos. Bis dahin war ihr Nachname nicht genannt worden, aber Christiane gab ihn danach sogar von sich aus bekannt. Warum, weiß sie wahrscheinlich selbst nicht genau. Danach wurde es etwas ruhiger um sie. Natürlich klingelten immer wieder die Reporter bei ihr, Bild, Spiegel und Co. erkundigten sich in Abständen nach ihrem Wohlbefinden. Ihre längste Zeit ohne Heroin waren vier Jahre. Da war zum einen die Zeit, die sie bei der Großmutter auf dem Land verbracht hatte und danach die Zeit bei den “Einstürzenden Neubauten“ in Hamburg. Mit Alex, damals der Gitarrist der Band, zog sie nach Berlin. Mit seiner Hilfe wollte sie eine Musikkarriere starten aber der Versuch blieb im Ansatz stecken. Die Affäre kam ins Wanken, Christiane fing wieder an zu drücken und die fragile Beziehung mit dem Neubautenmitglied stürzte wie ein Kartenhaus zusammen.

Christiane war finanziell abgesichert, hatte sie doch mehrere Hunderttausend Mark vom Stern kassiert. Ihr Buch war ein Bestseller und dieser Erfolg machte die Filmindustrie auf die Geschichte aufmerksam. Während sie wieder in die Drogen abrutschte, wurde ihre Story verfilmt. Christiane war zum bekanntesten Junkie der Republik geworden.

Sie hätte einen Neuanfang wagen und in der Anonymität einer anderen Stadt, ein neues Leben beginnen können. Z.b. eine Schauspielschule besuchen können, hatte sie doch mittlerweile Eichinger und einige andere Filmgrößen kennengelernt. Aber sie zog es vor in Berlin zu bleiben. Es zog sie wieder zurück an die Kurfürstenstraße. Dort wo ihre zweifelhafte Karriere begonnen hatte. Sie ging, wie einige Jahre zuvor, wieder anschaffen. Was ging damals in ihr vor? Mit mindestens einer halben Million Mark auf dem Konto bediente sie Freier wie einst, als sie es aus Geldnot machte. Vielleicht war es die Befriedigung, die Droge für andere zu sein. So wie sie an Heroin wollte, wollten die Sexsüchtigen ihren jungen Körper besitzen. Ergötzte sie sich vielleicht daran, dass auch Menschen, die sonst ein ganz normales Leben führen, ihre Schwächen haben? Ich war selbst mehrere Jahre Junkie gewesen und kann trotzdem nicht wirklich nachvollziehen, was dabei in ihrem Kopf vorgegangen sein mag.

Wie auch immer, die Lust auf Sex war es sicherlich nicht, ist bei Heroinjunkies die Libido doch weitgehend in den Schlafmodus geschaltet. Dazu war Prostitution damals noch strafbar. Tatsächlich war sie dabei mehrmals aufgegriffen und verwarnt worden. Trotzdem machte sie einfach weiter, ging dafür sogar zehn Monate in den Knast. Das Angebot, sich stattdessen einer Therapie zu unterziehen, lehnte sie ab. Sie hatte es für sich gemacht, sagte sie in Interviews. Was immer das auch bedeutet, es bleibt ihr streng gehütetes Geheimnis.

© Dorian 2021-08-20