von Anna Opelt
Die Angst schnürt mir den Hals zu, sie sitzt mir im Nacken. Ich habe Mühe normal zu atmen, schlucke versuche die Angst zu unterdrücken. Doch es funktioniert nicht, der Druck im Hals wird größer. Unterdrückte Tränen kämpfen sich hoch, glänzen in meinen Augen, perlen langsam über meine Wange.
Ein Schluchzen steigt meiner trockenen Kehle hoch. Ich blicke mich verstohlen in der U-Bahn um. Ein paar Leute schielen zu mir, doch die meisten beschäftige sich mit ihren Handys. Gut so denk ich mir, steig bei der nächsten Haltestelle aus und setze mich in einen Park unter einen Baum.
Ich schließe die Augen. Wieder scheint mich die Angst zu umschlingen. Ich schreie sie an, was sie von mir will, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Die Angst, in meiner Fantasie, wie eine Kapuzengestalt ohne Gesicht, scheint mir in die Augen zu schauen.
Sie raunt mir zu, schau mich an. Bis dahin hab, ich versucht vor ihr davonzulaufen, mich mit Essen, Fernsehen, Lesen abzulenken, doch jetzt blicke ich in den Schatten der Kapuze, wo das Gesicht sein sollte. Was entdecke ich dort? Es ist mein Gesicht, was mir erschreckt entgegen starrt. Fasziniert und verwirrt, schaue ich das Kapuzengesicht weiter an.
„Da siehst du“, sagt die Angst. „Wenn du mich anschaust, erkennst du, dass ich ein Teil von dir bin. Dass, ich zu dir gehöre“. Tatsächlich habe ich keine Angst mehr, als ich mich selbst erkannt habe. Die Angst vor der Angst ist verschwunden. Ich merke, dass nicht die Angst mich im Schraubstock hatte, sondern, dass ich Angst hatte mich Situationen zu stellen.
Mit der Angst musste ich mich den, für mich unüberwindbaren nicht aussetzen. Die Kapuzengestalt, jetzt wieder ohne Gesicht dreht sich um und geht. In meinem Ohr höre ich. „Jetzt bist du wieder bei dir, ich gehe, um anderen zu helfen.“ Ich verstehe, dass mir die Angst nichts Böses will und dass ich mich nur selbst gesucht habe. Ich bedanke mich bei ihr, als die Gestalt sich in den Schatten auflöst. Bis zum nächsten Mal, flüstere ich und atme dankbar aus.
© Anna Opelt 2022-09-04