von Jutta Pelka
Ein lautes Gepolter ließ Serafina aus dem Schlaf schrecken. Es war dunkel in der Wurzelhöhle , nur ganz wenig Mondlicht drang durch die Gardinen in den Raum. Die kleine Hexe wollte sich gerade aufsetzen, als etwas Haariges auf ihrem Kopf landete.
“Hast du das auch gehört?”, flüsterte Spuck ängstlich und krabbelte von Serafinas Kopf. “Ist das vielleicht ein Nachtgespenst?” “Ach Spuck, du kleiner Dummkopf, es gibt doch keine Gespenster! Aber wenn wir beide das Gleiche gehört haben, wird es wohl kein Traum gewesen sein und wir sollten besser nachsehen.” Das Hexlein glitt aus seinem Bett und ging barfuß zur Tür. Die Spinne hielt sich dicht dahinter. Sie hatte zwar immer noch Angst, wollte jedoch ihre Freundin nicht alleine lassen. Serafina griff nach einem Glas im Regal neben der Eingangstür und klopfte mit einem Fingernagel dagegen. “Kleines Glühwürmchen, bitte wach auf, wir brauchen ein wenig Licht”. Im nächsten Augenblick erschien ein gelbgrünes Licht im Glas und beleuchtete die Wohnhöhle.
Serafina versuchte die Tür zu öffnen, es gelang ihr trotz großer Anstrengung nicht. Spuck kam ihr zu Hilfe und beide drückten und pressten dagegen, bis das Holz ächzte, aber die Tür gab nicht nach.
“Dann müssen wir eben durch das Fenster klettern”, stellte die Hexe fest und im nächsten Augenblick streifte sie die Gardinen zur Seite und quetschte sich durch die schmale Öffnung nach draussen. Sie landete etwas unsanft und im nächsten Moment spürte sie ihre haarige Freundin im Genick. “Wir müssen dicht beisammen bleiben”, meinte Spuck entschuldigend. “Wer weiß, was uns hier erwartet.”
Plötzlich setzte ein schauerliches Geräusch ein: “Uhuhuhuhuu!“ Die Freundinnen sahen sich erschrocken an. Auf Zehenspitzen schlichen sie Richtung BirkenholztĂĽre. “Uhuhuhuhuu!” da war es wieder und diesmal direkt vor ihnen. Jetzt erschrak auch Serafina: ein groĂźes, unförmiges, heulendes Etwas befand sich vor dem Eingang Ihrer Wohnung und zwei runde, gelbe Augen starrten ihnen entgegen. Sollte Spucks Gespenst vielleicht doch existieren? Das Hexlein hob die GlĂĽhwĂĽrmchenlampe hoch, um besser zu sehen. Der Waldboden war bedeckt mit Federn und das heulende Gespenst lag mittendrin: “Federkiel und Besenstiel, das ist ja eine Eule!” meinte Serafina erstaunt, als sie den erbärmlich zugerichteten Nachtvogel erkannte. „Es sieht so aus als wäre sie abgestĂĽrzt! Wie geht es dir, hast du Schmerzen, kannst du aufstehen?“ fragte sie besorgt das benommene Tier.
“Uhuhuhuhuu”, die gelben Augen öffneten sich erneut und Tränen purzelten daraus hervor. “Ich wollte euch nicht schrecken, ich bin Eulalia die Schleiereule. Weil ich so schlecht sehe, bin ich gegen den Baum geflogen und jetzt tut mir der Kopf fürchterlich weh”, weinte die Eule leise vor sich hin. Zwischen den beiden Federohren bildete sich bereits eine große Beule. “Keine Sorge, es wird alles wieder gut,” beruhigte die Hexe, “du scheinst genau an der richtigen Stelle abgestürzt zu sein.”
© Jutta Pelka 2021-12-07