von Sandra Koch
Als ich noch lebte, war ich ein lebensfroher Mensch, mit Aussicht auf eine wunderbare Karriere als AnwĂ€ltin. Doch dann wurde ich ermordet. Das war in der Halloweennacht im letzten Jahr. Dort kam ich von einer Party und nahm dummerweise die AbkĂŒrzung ĂŒber den Friedhof. Gerade an Halloween habe ich nicht damit gerechnet, dass sich dort wirklich ein Mörder aufhielt, sondern lediglich ein paar Gestalten die sich gegenseitig Angst einjagen wollten. Das war offensichtlich keine korrekte Annahme.
Voller Ăberzeugung davon, dass ich schnell zum gegenĂŒberliegenden Ausgang gelangte, lief ich den Mittelweg des Friedhofs entlang und schaute ein paar Mal in die dunklen Wege, die teilweise mit Kerzen beleuchtet waren. Als ich schon fast am Ausgang angekommen war, sprang plötzlich eine Gestalt aus dem GebĂŒsch links neben mir und packte mir am Arm. Im ersten Moment erschrak ich, musste aber dann lachen, als ich sein albernes ClownkostĂŒm sah. „Lass mich los, du Clown“., sagte ich lachend und versuchte mich loszureiĂen, aber er lieĂ nicht los. In dem Moment wurde mir klar, dass es sich nicht um einen Scherz handelte. Ich rief um Hilfe, doch niemand hörte mich oder war der Ansicht, dass es sich um einen Halloweenstreich handelte. Meine Schreierei machte ihn offensichtlich so nervös, dass er mir einen Lappen mit Chloroform ins Gesicht drĂŒckte. Ich wurde augenblicklich ohnmĂ€chtig.
Als ich irgendwann wieder das Bewusstsein wiedererlangte, lag er ohne Maske auf mir und stöhnte. Ich konnte mich nicht wehren, da er sofort merkte, dass ich wieder wach war. Also packte er meine Kehle mit seinen HĂ€nden und drĂŒckte zu. So starb ich also – vergewaltigt und alleine auf einem Friedhof. Als ich tot war, schmiss er meine Leiche hinter die Kapelle. Dort wurde ich am nĂ€chsten Tag gefunden.
Seitdem verfolge ich meinen Mörder, dessen Name James McArthur war. Ihm passiert ein Schlamassel nach dem anderen und ich jage ihm verdammte Angst ein, denn ich will das er sich der Polizei stellt, damit meine Familie endlich weiĂ, wer mir das angetan hat. Vielleicht können sie dann wieder etwas besser Leben.
Ich bin auf dem Weg zu ihm und dort werde ich ihm erscheinen, wenn er bei Nacht im Bett liegt.
Dort stehe ich nun, an seinem Bett. Das Licht beginnt zu flackern und schaut direkt in meine Richtung. Ein Schrei seinerseits sagt mir, dass es funktionierte. Er sah mich vor sich. Wieder flackerte alles. „Es tut mir leid“., flĂŒsterte er leise und Ă€ngstlich. Schnell setze ich mich auf seinen Brustkorb und erscheine ihm wieder und wieder. Plötzlich springt er auf, steigt in seinen Wagen und fĂ€hrt zur Polizei. Dort stehe ich direkt hinter seinem Stuhl und flĂŒstere ihm das GestĂ€ndnis zu, dass er Wort fĂŒr Wort wiederholt.
Endlich wird mein Mörder bestraft. Am nĂ€chsten Tag ist die Polizei bei meinen Eltern um ihnen von dem GestĂ€ndnis des Mörders zu berichten. Jetzt können sie damit abschlieĂen und es verarbeiten. Und ich? Ich habe meinen Frieden gefunden und verschwinde auf die andere Seite, wo ich schon von meinen GroĂeltern sehnsĂŒchtig erwartet werde.
© Sandra Koch 2024-10-15