Das GlĂĽck dieser Erde

Amelie Lea Beck

von Amelie Lea Beck

Story

Glitzend erleuchtet die rote Abendsonne unseren Garten. Es ist gerade mal 18 Uhr. Die Hitze des Tages hat mich bisher davon abgehalten, die Sommersonne zuspĂĽren.

Aber jetzt, da es Abend ist, entschließe ich mich, einen Spatziergang zu machen. In meinen rosanen halboffenen Sandalen mache ich mich auf den Weg zum Hof unseres Nachbarn. Die Pferde stehen bereits wieder im Stall. Meine Schuhe klackern leise auf dem Steinboden. Der Stall ist in ein schummriges Licht getaucht. Die Sonne lässt die staubige Luft strahlen. Ich schiebe mich durch den engen Türspalt.

Kaum habe ich den Stall betreten, steigt der Duft von Heu und Pferden in meine Nase. Die Tiere strecken die Köpfe aus den Boxen, sobald sie mich kommen hören. Ich steuere direkt auf eine der Boxen zu. Es ist eine Gitterbox, die normalerweise für die Jungtiere benutzt wird. In diesem Fall wird sie jedoch von einem Haflinger und einem Minishetty bewohnt. Perle, die Haflingerdame, kommt einige Schritte auf mich zu. Ich hebe etwas Heu vom Boden auf. Vorsichtig stelle ich Perle so, dass ihr Körper parallel zum Gitter steht.

Ich bin zwar nicht groß, aber ich schaffe es gerade so, auf ihren Rücken zu klettern, während sie frisst. Sobald ich mich auf ihr niedergelassen habe, bleibt die Zeit stehen. Es gibt in diesem Augenblick nur sie und mich. Meine Beine umarmen ihren Körper. Ich lege meinen Oberkörper vorsichtig auf ihr ab. Sie geht einen Schritt zurück. Mit langsamen Bewegungen geht sie durch die Box. Sie scheint auf mich zu achten. Ich spüre ihr weiches Fell zwischen meinen Fingern. Ihr Herschlag scheint durch meinen Körper zu hallen. Es ist die reinste Magie. Mein Geist wird ruhig, geniest die Gegenwart des Tieres. Mein Herz schlägt wie in Zeitlupe. Ich schließe die Augen. Zwischen Perle und mir herrscht völliges Vertrauen. Der Stall ist ruhig. Einzelne Tiere kauen auf etwas Heu herum. Mir wird klar, so muss es sein, Gott zu berühren. Mein Herz pumpt reinste Freude durch meinen Körper. Ich streiche mit den Fingern durch ihre Mähne. Wie Seide liegt ihr Fell in meinen Händen. Ich schmiege mich noch enger an sie.

Schritte. Sie hallen durch den Stall. Ich schrecke auf. In einer Abstellkammer brennt plötzlich Licht. Angst zuckt durch mich. Meine Ruhe, verschwunden. Schnell rutsche ich vom Rücken des Tieres, zwänge mich durch die Gitterstäbe. Meine Füße trommeln auf den Boden. Ich bin schneller aus dem Stall verschwunden, als die Eigentümerin mich entdecken kann. Ich werde noch schneller. Sie darf mich nicht erwischen. Ich rase die Straße hinunter. Mein Herz pumpt Blut durch meinen Körper. Mein Atem wird immer schneller. Kurz bevor ich in unsere Einfahrt einbiege, breche ich in Gelächter aus. Ich habe es geschafft. Ich rannte als hinge mein Leben davon ab. Die Freude, die ich im Stall empfunden habe, ist zurück.

© Amelie Lea Beck 2022-04-29

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