Das Glühbirnen-Lampen-Problem

Weiß

von Weiß

Story

Zunächst hörte ich keine Antwort, nur ein Schmatzen. „Was isst du da, verdammt?“, begann ich den Missstand aufzuklären. Es folgte lautes Schlucken gepaart mit Knistern. Bestimmt die Wasserflasche, die ich gesucht hatte. „Ich habe dich etwas gefragt, Stefan!“, sprach ich leicht verärgert, darin begründet, dass er mein Wasser trank. „Pizza“, antwortete er erfrischt keuchend.

„Nein! Ich meine, auf die erste Frage“, um die Diskussion auf das eigentliche Thema zu lenken. Nach einer kurzen Pause schluckte und knackte er wieder. Dann sprach er: „Naja, ist es dieselbe Glühbirne?“ Ich war am Überlegen. „Sie sieht gleich aus“, entgegnete ich. „Dann schon“, hieß es. Etwas stupste mich am Arm an. Kurz darauf plätscherte es leise: „Willst du Wasser?“ Ich ignorierte es.

„Aber wie kann sie noch dieselbe sein, wenn sie nicht aus denselben Teilen besteht?!“, gab ich mein Unverständnis kund. Denn ich tat es tatsächlich nicht. Die Antwort dauerte mir zu lange. Ich drehte meinen Kopf zu seinen Konturen, um der Frage Nachdruck zu verleihen. Stefan zuckte mit den Schultern: „Naja… weil man den Unterschied nicht bemerkt.“ Dann schob er sich etwas in den Mund, vermutlich Pizza.

„Es ist ja sowieso nur in deinen Augen eine Lampe“, ergänzte er während dem Kauen. Etwas Kaltes landete auf meinem Handrücken. Ich wischte es an meiner Hose ab. „Ich würde das nicht einmal als Lampe bezeichnen“, er schluckte, sah hinauf und vollendete die Beleidigung in leisem Ton, „eher als Verbrechen.“ Etwas Kaltes stach mir ins Herz. Schockiert sah ich ihn an: „Das ist eine Fan-Edition!“

Er rührte sich nicht. Dann schob er sich wieder etwas in den Mund. Diesmal knusperte es. Charakteristisch für Chips. „Wieso interessiert dich das überhaupt?“, fragte er mich. Ich keuchte aus, langgezogen, um mir Zeit zu verschaffen. Es war belastend. Aber es auszusprechen würde mir sicher guttun. Also tat ich es: „Ich habe Angst, die Glühbirne zu tauschen.“ Jetzt war es draußen. Meine Brust fühlte sich ein Stück weit leichter an.

Es knusperte. Ich sah zu Stefan. Er nickte sanft. Ein Zeichen, dass ich fortfahren durfte: „Ich habe die Lampe echt gerne und ich will nicht…“ Ich musste stoppen. Alleine der Gedanke schmerzte. Ich hob eine Faust zur Oberlippe und hielt für eine Weile die Luft an. „Lass dir ruhig Zeit“, bestätigte mir Stefan. Ja, das tat ich: „Ich will nicht, dass sie einfach verschwindet. Weißt du?“

© Weiß 2023-01-20

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