Das Herz im Baum

Da stehen wir, vor einer wunderschönen alten Eiche. Sie ist älter als die Bäume um sie herum. Es ist eine kleine Lichtung an einem See, die bereits zu einem kleinen Rückzugsort umgebaut ist.

Bäume wurden gefällt, um die Stämme als Sitzgelegenheit zu nutzen oder sie zu verfeuern. Ein Mülleimer aus Eisen mit betoniertem Fundament zeigt, dass die Regierung den Ort hier duldet und unterstützt.

Durch einen relativ steilen Abhang gelangt man zu Fuß, mit dem Rad, dem Quad, hoch zu Ross oder mit dem Allradfahrzeug zu dieser Lichtung. Fernab von der Hauptstraße, dem Wohnmobilstellplatz und anderen Menschen.

Ein paar Paddler nutzen den See, kommen aber nicht an die Lichtung, da der See hier zu seicht ist.

Die alte Eiche hat die Angriffe auf ihre Kameraden bisher überlebt, doch viele Menschen haben sie bereits genutzt, ob hier ihre Liebe oder das, was sie in dem Moment dafür halten, zu verewigen. Diverse Herzen mit Initialen auf unterschiedlichsten Höhen zeugen von dem Aktionismus der Liebenden.

Es gibt zwei Arten von Herzen. Bei einigen Herzen bleibt das Herz an sich im Baum und nur die Umrandung und die Buchstaben werden aus der Rinde geritzt. Bei den anderen Herzen ist es genau andersherum. Die Rinde wird in Form eines Herzes aus dem Baumstamm herausgetrennt und nur die Buchstaben bleiben stehen.

Doch egal, wie ein solches Herz gestaltet ist, es soll die Liebe zu einem anderen Menschen wiedergeben. Aber was ist mit der Liebe zur Natur und zu diesem Baum?

Er ist es, der uns die Luft zum Atmen schenkt und doch verletzen die Menschen ihn. Nur, weil er nicht aufschreit, wenn wir die Rinde verletzen, heißt es nicht, dass es ihm nicht schadet.

Wie viele dieser Herzen wohl für eine Beziehung steht, die alle Schwierigkeiten überwindet? Oder eher für ein kleines Flackern im Wind, das nicht viel länger dauerte als das Ritzen des Herzes in den Stamm, dieser so alten Eiche, die uns trotz allem hoffentlich überlebt.