Das Heulen der Wölfe

PoeSy

von PoeSy

Story

Nachrichten über Sichtungen von Wölfen im Bezirk Hermagor. Hier sollen sich mindestens zwei Rudel angesiedelt haben, berichtet die Jägerschaft, und, dass sich aktuell bis zu 20 (!) Wölfe in unserem Bezirk aufhalten könnten! Videos von AutofahrerInnen tauchen auf, die nachts zwei Wölfe in Waldrandnähe zeigen. Man sagt, dass sie keine Scheu zeigen würden. Meine laienhafte Meinung dazu ist, dass ein Mensch im Auto für den Wolf wohl weder als Gefahr noch als Beute erkannt wird. Grelles Scheinwerferlicht auf sie gerichtet, verwundert nicht, dass sie stehen bleiben und irritiert sind.

Landwirte klettern auf die Barrikaden, sie verlangen den sofortigen Abschuss der Wölfe, weil sie Angst um ihr Weidevieh haben. „Für den Wolf ist bei uns kein Platz!“, wettern sie. „Wir haben Angst um unsere Kinder!“, machen besorgte Eltern lautstark aufmerksam. Tierschützer und Experten stellen sich an die Seite Meister Isegrims.

Ich bin irgendwo dazwischen. Einerseits verstehe ich die Angst von Schafbauern um ihre Tiere. Zahlreiche Risse in vergangenen Jahren gehen auf das Konto von Wölfen, die brutalen Bilder gingen ebenfalls durch die Medien. Andererseits bin ich davon ĂĽberzeugt, dass der Wolf nicht nur das Recht zu leben hat, sondern dieses höchstwahrscheinlich auch einen wesentlichen Nutzen bringen kann. Ist es nicht eher so, dass wir Menschen immer mehr in den Lebensraum wilder Tiere eindringen? Nachweislich haben wir Menschen weltweit ca. Âľ der Naturfläche verändert! Wir greifen in den Lebensraum der Tiere ein, vermindern ihr Nahrungsangebot – und regen uns dann auf, wenn die Natur aus dem Ruder läuft.

Thema sind ja nicht nur Wölfe, sondern auch Bären, die ebenfalls in unseren Breiten herumstreifen. Nicht zuletzt zeigt der tragische Vorfall aus Trient, bei dem ein junger Jogger von einer (Problem)Bärin angegriffen und getötet wurde, dass Mensch und Wildtier sich zu nahe gekommen sind. Bisher hatte ich keine Angst davor, im Wald einem Bären oder Wolf zu begegnen. Ich war sicher, dass sie scheu sind – und eher flĂĽchten, wenn wir sie nicht bedrohen. Inzwischen bin ich nicht mehr so unbesorgt mit Emmy unterwegs – wer weiĂź, wie Hund bzw. Wolf bei einer Begegnung reagieren wĂĽrden. „FĂĽrchtest du dich nicht, wenn du mit dem Hund unterwegs bist?“, fragten sie so lange, bis ich Angst bekam!

Wir haben leider völlig verlernt, dass die Spezies des Homo sapiens (Gott sei Dank) nicht alleine auf der Welt lebt. Vor lauter Überheblichkeit meinen wir, uns alles untertan machen zu können. Jeder Fleck freie Natur wird zum Baugrund oder zumindest zur Weidefläche gemacht. Wir zerstören Luft, Boden und Wasser und töten alles, was kreucht, fleucht und “stört”! Umgeben von Ländern mit Wolf- u. Bärenpopulation sollte Kärnten wohl den Viechern klarmachen, dass illegale Migration verboten ist! Vielleicht sollten wir uns aber auch endlich Gedanken machen, wie wir mit der Natur im Einklang, statt gegen sie, leben können? Heute ist übrigens EARTH-DAY!

© PoeSy 2023-04-22