Ich habe eine Schwäche fĂĽr Blech, vor allem fĂĽr die Tuba. Und manchmal auch fĂĽr den Tubisten. Dieser hieĂź Stefan Huber. Der Huba mit der Tuba. Auch Bad Huawa genannt. Stefan spielte bei einer mir bis dato nicht bekannten Gruppe, die sich „Kapelle So&So“ nannte, und sich – der Name ist Programm – musikalisch nicht festlegen wollte, also mal so und mal so spielte. Walter Bankhammer hatte sie zu einem ORF-FrĂĽhschoppen in sein Gasthaus „Zur Goldenen Kugel“ eingeladen. Die sechs Musiker gefielen mir wegen ihres vielseitigen Repertoires, ihrer Originalität und ihrer UnbekĂĽmmerheit. Ein klarer Fall fĂĽrs Brechelbad, dachte ich.
Jetzt mussten nur noch Sonja und Hans überzeugt werden. Am besten bei einem Live-Auftritt. Als So&So auf Wirtshaustour unterwegs waren, machten wir einen Abstecher nach Oberhofen am Irrsee. Die beiden waren auf Anhieb von der Musik angetan, sodass einem Engagement im Brechelbad im September 2018 nichts im Wege stand. Dabei hofften wir inständig auf Schönwetter, denn bei Regen hätten sechs Mann samt Equipement nur schwerlich Platz im Inneren des Brechelbades gefunden. Und wenn, dann hätte es aufgrund der Lautstärke das Dach abgehoben. So befürchteten wir zumindest. Das Wetterglück stand aber auf unserer Seite. Das Konzert konnte auf einer Tribüne unter freiem Himmel stattfinden.
Die Musiker waren schon alle anwesend, als ich auf dem Webersberg aufkreuzte. Ein junger sympathischer Mann im gebügelten Hemd kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. „I bin die Aushüf“, sagte er mit unverkennbarer bayrischer Färbung in der Stimme. „Da Korbinian hat heut’ leider koa Zeit. I hoff, des macht dir eh’ nix aus.“ „Nein, nein, das passt schon“, antwortete ich. „Ich geh’ mal davon aus, dass du auch Trompete spielen kannst.“
Er lachte, was ich als Zustimmung interpretierte. Dann plauderten wir über das strahlende Herbstwetter, alte Apfelsorten und die phänomenale Aussicht. „Woaßt“, meinte er, „am Chiemsee, wo i herkimm, is fei aa schee, oba des do schlogt ois.“ Er deutete mit großer Geste über den Obertrumersee. Ein schöneres Kompliment wird wohl kaum zu finden sein.
Irgendwie kam mir der Typ bekannt vor. Wie hieĂź er doch gleich? Das war doch… Ich grĂĽbelte und grĂĽbelte. Dann – endlich! – fiel bei mir der Groschen. Na, klar: Das war doch Stefan Dettl! Der Dettl, GrĂĽnder und Frontman von LaBrassBanda, die mit Jazz und Funk und Hip Hop die bayrische Blasmusik revolutionierte. Der Dettl, der mit seiner Truppe durch die ganze Welt tourt und locker 50.000 Fans in der Olympia-Halle in MĂĽnchen zum Toben bringt. Der Dettl heute bei uns als Aushilfe! Vor 100 (in Worten: einhundert) Zuschauern! Jo vareck!
Möglich gemacht hatte dies Stefan Nr. 2, der nicht nur mit seiner Tuba bei So&So große Töne spuckt, sondern auch bei LaBrassBanda. Dort macht er seinem Spitznamen Bad Huawa unzweifelhafte Ehre.
Ăśbrigens: Stefan Dettl hat gezeigt, dass er Trompete spielen kann. Und wie! Aber daran habe ich so&so nie gezweifelt.
© 2020-04-17