von Franziska König
Heute ist der 13. Januar 2015 und ich habe es getan! Ich habe den Stift in die Hand genommen, vor dem ich so lange Angst hatte. Angst hatte ich, weil ich wusste, was passieren wird. Wenn ich diesen blauen Kugelschreiber in die Hand nehme, dann ist es der Moment, in dem ich beschlossen habe, mich selbst zu therapieren bzw. mich zu heilen. Ich werde alles aufschreiben, was mir in den letzten 25 Jahren passiert ist. Ich meine, jeder hat sein Päckchen zu tragen, aber dieses hier ist meins und es erdrückt mich. Ich habe mich lange gezwungen darüber zu reden, aber es ging nicht. Ich konnte weder reden noch schreiben. Das Einzige, was ich konnte, war weinen. Ich will aber nicht mehr weinen und ich will nicht dieses Gefühl der Traurigkeit verspüren. Ich will einfach nur die Wunden heilen und vergessen oder akzeptiere was passiert ist, um endlich zu leben. Die Last erdrückt mich jeden Tag aufs Neue. Meine Welt soll und muss sich ändern, weil es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Jeden Tag aufs neue bekomme ich zu spüren, dass ich anders bin. Dass ich anders fühle, denke und handle als andere Menschen. Es ist ein Kampf und ein Krampf was aus meinem Leben geworden ist. Ich bin 25 und habe weder ein Studium noch eine Berufsausbildung abgeschlossen. Das Fachabitur habe ich gerade so bekommen, durch Umwege. Ich will nicht in Selbstmitleid versinken aber ich hasse mich und alle die, die das, was ich bin, aus mir gemacht haben. Ich bin eine unselbstbewusste, ängstliche, aufgeregte, unausgeglichene Frau geworden, die so unzufrieden ist, das ihr die Zukunft wie ein unerreichbares Ziel vorkommt. Warum ich so bin und warum ich so leide, das werde ich durch diese Niederschrift erfahren. Mein Ziel ist es alles aus meinem Kopf in dieses Buch zu schreiben damit meine Gedanken für meine Zukunft frei werden. Ich werde nichts mehr hinnehmen oder hinunterschlucken. Alles muss raus, und zwar jetzt, weil der Schmerz vorbei sein soll. Mein Name ist Franziska König. Ich wurde am 14. November 1989 in Erfurt geboren und ich bin 25 Jahre alt. Erfurt ist die Hauptstadt von Thüringen und wir sind das grüne Herz von Deutschland. Soweit ich weiß, begann alles in der Frauenklinik in Erfurt. Meine Mama Heike König geb. Nestler brachte mich dort auf diese Welt. Sie war 21 Jahre alt und keiner konnte ahnen das mir nur 10 Jahre mit ihr bleiben. Mein Opa Alfred Nestler war bei meiner Geburt dabei um zu sehen, dass ich wohl auf bin und alle Finger und Zehen an mir dran waren. Das ist das Erste und Einzige was ich von meiner Geburt weis. Mein Vater spielt hier keine große Rolle. Er war der, der bis zuletzt meinen Hass spüren musste. Was ich aus meiner Kindheit noch weis, das hat mir meine Oma König erzählt z. B. Das meine Eltern nicht fürsorglich waren. Einmal muss es so schlimm gewesen sein, das sie mich als Säugling zu Hause gelassen haben, ganz alleine. Mein Opa und meine Oma Nestler wussten davon nichts, dabei haben wir alle zusammen in einem Mehrfamilienhaus gewohnt. Ein altes schönes Haus in der Innenstadt von Erfurt. Es gab 4 Etagen. Im Erdgeschoss war mal eine Bäckerei von meinem Uropa Nestler. Später als ich geboren wurde, wohnten im Erdgeschoss Udo und Silke. Silke ist eine Cousine meiner Mama gewesen. In der Ersten und zweiten Etage wohnte meine Großeltern, meine Eltern und ich. Im 4. Obergeschoss wohnte mein Uropa, der aber vor meiner Geburt schon lange tot war. Es war, so weit ich denken kann, eine sehr schöne Kindheit.
© Franziska König 2024-02-21