Das ist meine Geschichte

Nadine Christ

von Nadine Christ

Story


Wenn man mich fragte: „Wer, bist du?“ Oder: „Was macht dich aus?“ Dann fiel mir eigentlich nur eins ein. Ich bin Ă€ngstlich, zurĂŒckgezogen. Leide unter Panikattacken und AngstzustĂ€nden. Und am schlimmsten sind die Depressionen. Das sind die Dinge, die mich ausgemacht haben. Die Dinge, die mein Leben bestimmt haben, die mich den ganzen Tag begleitet haben, an die ich die ganze Zeit gedacht habe. Ich lebte in einer Blase. Niemand kam an mich ran. Ich wollte auch niemanden an mich ran lassen. Wollte niemanden mit diesen GefĂŒhlen anstecken. Habe jeden abgeblockt. Diese Leere in mir hat sich ganz normal angefĂŒhlt. Als wĂŒrde es nichts anderes geben. Die Panikattacken, vor allem Abends gehörten zum Alltag. Sobald es draußen dunkel wurde, hatte ich das GefĂŒhl, keine Luft mehr zu bekommen. Als wĂ€re mein Hals zugeschnĂŒrt. Die Luft zum Atmen hat gefehlt. TagsĂŒber TrĂ€nen ohne Grund? Stundenlanges Weinen? Ganz normal. Ich habe mich daheim eingeschlossen, wollte niemanden sehen, mit niemandem sprechen. Doch irgendwann konnte ich nicht mehr. Mein Körper wollte nicht mehr. Er hat sich geweigert aufzustehen, wollte am liebsten den ganzen Tag liegen bleiben. Meine Hochzeit stand kurz bevor und ich wusste, so kann es nicht weitergehen. Nicht fĂŒr mich und nicht fĂŒr meine Familie. Wie kann man mit einem Menschen umgehen, der selber nicht weiß, was mit ihm los ist? Ich wollte kĂ€mpfen, aus diesem Teufelskreis entfliehen. Und ich kann eines sagen, ohne meine Familie und Freunde hĂ€tte ich es nicht geschafft. Vor allem nicht ohne meinen Ehemann. Er stand mir bei, hielt meine Hand bei den AngstzustĂ€nden, streichelte mir ĂŒber den RĂŒcken bei den Panikattacken. Hat mir gut zugeredet, wenn ich nicht mehr konnte. Er war immer fĂŒr mich da und ist es auch heute noch. Niemand aus meiner Familie hat mir VorwĂŒrfe gemacht, niemand hat gesagt, ich soll mich nicht so anstellen. Alle standen hinter mir. Das gab mir unfassbar viel Kraft und verstĂ€rkte den Wunsch zu kĂ€mpfen. Ich ging in die Tagesklinik, habe mitgearbeitet, alle EntspannungsĂŒbungen ausprobiert. Ich habe ich auf alles eingelassen und es hat mir geholfen. Keine Therapiestunde wurde verpasst und so schwer es auch war, habe ich mit der Therapeutin ĂŒber alles geredet. Bis ins kleinste Detail. Und nach acht Wochen wurde ich in den Alltag entlassen. StĂ€rker als je zuvor. Mit neuer Kraft und Lebenslust. Und heute habe ich keine Panikattacken mehr, kann mit Stress und Angst umgehen. Und ich bin stolz auf mich, dass ich den Schritt Tagesklinik gewagt habe. Vielleicht fragt ihr euch nach dem Text, warum ich das alles erzĂ€hle? Und darauf gibt es eine ganz einfache Antwort. Weil ich Mut machen will, weil ich den Menschen zeigen will, dass sie nicht alleine sind. Deswegen habe ich meinen Instagram Account „Depressionen sind kein Tabu“ erstellt. Hier versuche ich den Menschen Mut zuzusprechen. ErzĂ€hle die Geschichten anderer Betroffener. Will den Menschen ermöglichen, positiv in den Tag zu starten. Und die wichtigste Aussage meines Accounts: „Du bist nicht alleine!“


© Nadine Christ 2024-03-20

Genres
Anthologien
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Informativ, Inspirierend
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