Das kleine Ich bin Ich

Begegnungen_mit_Mehrwert

von Begegnungen_mit_Mehrwert

Story

Fasching… Das war und ist auch heute noch immer ein Highlight für mich. Mir was Gutes ausdenken, bombig verkleiden, mich herausputzen, in eine andere Rolle schlüpfen. Einfach herrlich und voller Überraschungen!

Das erste Kostüm an das ich mich erinnern kann, war Rotkäppchen – im Kindergarten. Meine Mutter, eine geniale Hobby-Schneiderin, hatte mir ein so süßes Käppchen, Schürzchen und Kleidchen geschneidert. Obendrein hatte ich einen kleinen Korb mit, angefüllt mit Keksen und Limonade. An diesem Tag war ich sehr beliebt! Ein gutes Gefühl…

Mein nächstes tolles Outfit war das einer Haremsdame. Ich war 15 Jahre. Fing gerade an mich für Burschen zu interessieren. Die lila Seide mit den Pailletten tat ihr Werk. Ich sah ein bisschen aus wie die bezaubernde Jeannie. Marc 16, in der Jugenddisco, war Feuer und Flamme. Er 1,95 ich 1,55! Ich war das erste Mal so richtig verliebt und er auch, in mich! Es waren aufregende Wochen und mein armer Vater völlig gestresst, weil er hin- und hergerissen war, ob er uns allein in meinem Zimmer lassen konnte oder nicht.

Dann kam DAS Faschingsfest, das zwecks Originalität in den Sommer verlegt worden war. Auf einer Ruine unweit von Wien wurde der Hexensabatt gefeiert. Ich war ein heißer Teufel. In einem roten Jane Fonda-Aerobicanzug, entsprechend geschminkt, mit selbstgebastelten Schweif aus alten schwarzen Strumpfhosen und in den Haaren Hörner schwarzangemalt, gemacht aus Eierschachtel-Teile, sah ich sehr teuflisch aus. In der Zeit war mein Faschings-Motto: Aus wenig viel machen, keine Perücke, aber trotzdem fesch und keck. Am Weg dorthin war ich gezwungen die Autobahn zu verlassen – fast kein Benzin mehr – und so stand ich da in meinem Teufelskostüm, an der Tankstelle. Die Augen der Anwesenden waren allesamt auf mich gerichtet und die Münder blieben offen. Mein Abgang war ziemlich cool!

Die letzten Jahre haben wir etliche Preise abgeräumt. Einmal als Rokoko-Pärchen. Dann traten wir an als Asterix & Obelix. Dazu muss man wissen, dass ich nach wie vor klein bin und mein Mann ziemlich groß. Ich weiß, das ist bald wer neben mir, aber trotzdem. Der andere Obelix am Platz, wesentlich kleiner und weit weniger korpulent, hatte sich nach einem kurzen Abchecken aus dem Staub gemacht und der Korb mit den Köstlichkeiten war unser.

Dieses Jahr war mir die Mary Poppins eingefallen. Meine Kinder haben sie geliebt. Also rief ich im Verleih an und siehe da, sogar eine uralte Tasche und den Schirm mit dem Papageien-Griff hatten sie für mich. Groß und Klein erkannten mich und auf ihren Gesichtern erschien ein verzaubertes Lächeln. Das war schön.

Etwas entzaubert waren vermutlich alle, als ich auf „Superkalifragilistischexpialigetisch“ einen Solo hinlegte, der Hut davonflog, der Schirm sich schloss und die Perücke zusammenfiel. Jetzt weiß ich auch, wie sich wer fühlt dem der „Peppi“ wegrutscht. Aber egal! Hab alles zurecht gerückt und einfach weiter getan. Denn am Tag danach war ich ja eh wieder ich…

© Begegnungen_mit_Mehrwert 2020-02-27

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