Das Leben eines Baumes

Ich will ja nix sagen, aber ich bin der König der Natur, der Häuptling des Waldes. Nicht umsonst gehört zu jedem Baum eine Krone. Die Büsche sehen zu mir auf, sie kommen nicht ansatzweise an mich ran. Sie liegen meist zu meinen Füßen. Ich bin ja auch wirklich aus richtig gutem Holz geschnitzt. Ich komm nach meinem Vater. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ich bin sehr humorvoll und lache mir ständig einen Ast über meine eigenen Witze ab, auch wenn sie ein bisschen hölzern sind. Aber ich muss aufpassen, immer, wenn ich mir einen Ast ablache klaut sich den ein Hund und spielt damit. Hauptberuflich arbeite ich in einer Zweigstelle eines Sägewerks, deshalb hab ich auch nur noch einen Halbbruder. In der Baumschule, war ich zwar astrein, aber ich hab trotzdem ein ganz schönes Brett vorm Kopf, bin halt kein Baum der Erkenntnis. Manche Klassenkameraden ärgern mich immer und sagen zu mir: dein Stammbaum ist ein Kreis. Zudem habe ich Holzbeine. Ich würde ja gerne vor Frust eine rauchen, aber dann werde ich leider zu Brennholz. Egal wie ich mich drehe, ich habe definitiv einen Schatten. Ein Keks unter mir wäre also ein schattiges Plätzchen. Manchmal habe ich nur einen Schatten, Manchmal habe ich auch noch nen Vogel… Im Winter sind gar keine Vögel da, dann bin ich chronisch untervögelt. Meine Frisur wird ständig vom Wind zerzaust, dauernd habe ich Blattsalat. Dafür muss ich nicht zum Friseur, um mir die Haare ähhh Blätter färben zu lassen, denn die Frisur wechselt eh mit den Jahreszeiten. Im Winter bin ich Kahl. Kahl der Große. Ja, ich weiß, das war ein richtiger Kalauer. Das mit den Jahreszeiten bereitet mir auch ein bisschen Sorge, schließlich suche ich gerade nach einer Partnerin und ich hab mir sagen lassen, dass Frauen es nicht so mögen, wenn man kahl ist, heißt, ich muss wortwörtlich auf Frühlingsgefühle hoffen. Ich bin übrigens sehr wählerisch. Sie sollte weder Mathematikerin noch Zahnärztin sein. Ich möchte weder die Wurzel gezogen, noch behandelt bekommen. Sie sollte auch kein Bücherwurm sein. Als Baum wäre es schon sehr fragwürdig Freude an Büchern zu haben und wäre sie ein tatsächlicher Holzwurm, ja, da muss ich euch glaub’ ich nicht erklären, warum DAS problematisch ist. Also im Grunde nehme ich fast alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Höhö, wieder so ein hölzerner Witz. Ich kann mir gut vorstellen, mit ihr ein Kind zu bekommen, was wir dann Tarzan nennen würden. Es würde auf einem Seil zwischen mir und meiner Partnerin hin und her schwingen können. Ich fände es auch schön, wenn man mit ihr das ein oder andere gemütliche Bierchen trinken könnte. Mein Lieblingsbier ist übrigens Astra. Aber generell bin ich da auch kompromissbereit. Sie darf bloß keine Nervensäge sein. Das würde mich wirklich umbringen. Davor hab ich mindestens genauso viel Angst, wie vor fitten Rentnern. sie reden ständig davon, dass es Ihnen so gut geht, dass sie Bäume ausreißen können! Ich hoffe das ich noch lange lebe, denn ohne mich würde es die Welt bald nicht mehr geben. Klopf auf Holz!