von Gabriele Leeb
Alles läuft wunderbar.
Meine Nichte Magdalena ist auf der Welt und ich bin natürlich ihr Patenonkel. Mein Liebesleben ist abwechslungsreich und laut, soweit es meine Zeit zulässt. Es geht mehr um Entspannung und Spaß. Für eine engere Bindung scheine ich nicht geeignet und Ehestand ist auch nicht so meines. Anemone ist ein fester Bestandteil in meinem Leben und wir sind zufrieden, wie es sich zurzeit darstellt. Ab und zu ein Techtelmechtel mit einer Witwe oder einer anderen Angehörigen versüßen meinen Alltag.
Der Tierfriedhof „Sanfte Pfoten“ erfreut sich großer Beliebtheit und wir mussten unsere Mitarbeiteranzahl erheblich aufstocken. Glück und Geld vermehren sich ständig und auch gesundheitlich kann ich nicht klagen. Wenn ich einmal eine Pause brauche, dann ziehe ich mich in die Villa von Marie und Johann zurück und lasse mich verwöhnen. Das ist meine Ruheoase und ich kann wieder so richtig auftanken.
Für meinen weltlichen Abgang habe ich alles vorbereitet und wenn dereinst der Tod bei mir anklopft, dann bin ich bereit. Ich bin ja der Meinung, dass der Tod eine wunderschöne blonde Frau ist, kein Knochengerippe mit Sense. Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, dass der Tod mit der Sense die Köpfe abschneidet? Widerlich!
Also, Frau Tod nimmt mich bei der Hand und sagt: „Adalbert, du warst immer ein guter Freund und treuer Helfer für mich. Du hast mich nie abgelehnt oder verteufelt. Du hast begriffen, dass der Tod zum Leben gehört und eigentlich nicht das Ende ist, sondern erst der Anfang.“
Bei meiner Beerdigung sitze ich dann mit ihr in der ersten Reihe fußfrei und wir schauen zu und feiern mit. Ich hoffe ja, dass Johann nach mir geht, denn er hat seine Familie, die ihn tröstet und Halt gibt über mein Hinscheiden.
Sollte es anders kommen, dann werde ich mich um deine Familie kümmern und immer für sie da sein. Das verspreche ich dir hoch und heilig, lieber Johann.
Heute nachmittags gibt es eine große Trauerfeier für meine alte Freundin Madame Luise K. Sie ist, wie es sich für ihren Berufsstand gehört, bei einem Sexunfall in die heiligen Hallen hinaufgeschwebt. Beim Höhepunkt blieb ihr die Luft weg für immer. Nähere Informationen wären zu indiskret.
Es wird sicher ein buntes, lustiges „Fest“ und ich freue mich sehr darauf, denn der Tod ist eben mein Leben!
© Gabriele Leeb 2025-03-03