Das legendäre Dartmoor

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Wir fuhren durch eine eigenartige und zauberhafte Landschaft in Cornwall, durch ein Hochmoor.

Die Torfschicht, die das Dartmoor überdeckt, ist in der Lage, große Mengen Wasser zu speichern und dann als Sickerwasser wieder abzugeben. Diese Fähigkeit, den Wasserhaushalt der Hochebenen zu regulieren, brachte ab dem 16. Jahrhundert die Nutzung Dartmoors für die Wasserversorgung der Gemeinden ins Gespräch. Die erste Stadt, die auf dieser Grundlage eine regelmäßige Wasserversorgung realisierte, war Plymouth. Sir Francis Drake leitete den Bau des erforderlichen Wasserweges, der 1591 fertiggestellt wurde. Heute bezieht praktisch die ganze Region ihr Wasser aus dem Dartmoor.

Baumlose, sattgrüne Wiesenhügel, manche mit einem Krönchen aus Granitfelsen, so weit das Auge reicht! Bunte Torfmoose, Heidekraut und zart gefiederte Farne bedecken den Boden. Das wunderbarste aber waren die wild lebenden Moorlandponys in verschiedenen Brauntönen. Sie sind Großbritanniens älteste Ponyrasse. Sie waren nicht scheu und beäugten ganz ruhig uns fotografierende Interessenten. Vereinzelt sahen wir auch frei lebende, sehr malerische Schafe mit langen weißen Haaren, sowie schwarzen Köpfen und Beinen.

954 km² der Landschaft sind als Dartmoor National Park ausgewiesen. Im Dartmoor finden sich zahlreiche Reste bronzezeitlicher Wohnstätten und Steinkreise, die aber leider nicht in unserem Reiseplan vorgesehen waren. Viele der archäologischen Fundkomplexe stammen aus der Jungsteinzeit. Neben Steinkreisen sind über 2000 runde Hüttengrundrisse registriert. Es sind zudem eine Vielzahl von Steinreihen und Menhiren zu finden. Ob ich das jemals in meinem Leben noch sehen werde?

Das Land ist von vielen kleinen Flüssen durchzogen. Über sie führen uralte Steinplattenbrücken, die Clapper bridges. Ein Steinplattensteg ohne seitliche Sicherung ist durch die Verwendung großer, flacher Natursteinplatten gekennzeichnet. Die Stabilität beruht auf der Statik aufeinander ruhender Steine. Bei schmalen Fließgewässern sind bis 4 m lange Steinplatten, von einem zum anderen Ufer üblich. Bei breiteren ruhen sie auf Steinen, die auf dem Grund der flachen Gewässer ruhen, oder auf niedrigen, meist in Trockenbauweise errichteten Steinpfeilern. Der Brückentyp existiert nur in Gegenden, in denen die Natur große Steinplatten zur Verfügung stellt. Bei einer dieser (doch etwas wackeligen) Clapper bridge aus dünnen Granitplatten, machten wir Halt und gingen ein bisschen spazieren und fotografieren. Ich war fasziniert von einer Vielzahl prächtiger großer „Roter Fingerhut“-Blumen, mit ihren leuchtend rosaroten Glocken und machte eine Menge Fotos mit Bach und Brücke. Einige unserer Reisegruppe gingen auf dem anderen Ufer, darunter auch mein Bruder. Auf den unsicheren Steinen stolperte er und fiel genau aufs Gesicht. Ich hatte das nicht mitgekriegt und war total erschrocken, als ich beim Bus sein blutiges Gesicht sah.

© Ulrike Sammer 2021-12-21

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