von Joëlle Puga Lois
Sie ist verrückt – was für eine schöne Ironie; ihr Feuer ist so herrlich perfekt, so herrlich fehlerhaft, und so tragisch ehrlich. Ihre Zerstörung ist nie ziellos, nie zufällig, sie hat immer ein Auge für ein Auge genommen. Ihre Zerstörung war ihre Poesie, und sie konnte nicht aufhören, Gedichte zu schreiben. Es gab kein Feuer, um diese verwundete Wut zu löschen. Kein Gebet, kein Aufschrei, nichts. Sie wollte nicht diejenige sein, die alles betrauerte, während alle anderen es glückselig vergessen hatten – es ist beschämend, diejenige zu sein, die sich erinnert, diejenige zu sein, die sich sorgt. Also wählte sie.
Wenn Schmerz das Herz läutern kann, wird ihres das reinste sein, das auf dieser verfluchten Welt wandelt.
Nachdem sie fort gegangen war, konnte Jo nicht mehr klar denken. Sie sah nur noch den Schmerz. Sie dachte daran, wie sehr sie sich verliebt hatte und dass dies der Anfang und das Ende von allem bedeutet hatte. Vielleicht musste sie erst loslassen, um zu erkennen, dass sie sich an nichts festgehalten hatte. Aber dieser Gedanke war fast zu schmerzhaft, um ihn zu ertragen, denn sie wusste, dass das, was sie beide hatten, echt gewesen war. Es war echt, es war Magie, und es hatte nicht eine einzige Lüge in ihrem Feuer existiert.
Und zwischen all dem Töten, Kämpfen und Zerstören gab es Nächte, in denen sie schweißgebadet, zitternd vor Angst und verzweifelt aufwachte. Und sie schrie, sie brüllte so laut, dass das ganze Land erbebte. Mit Tränen in den Augen schrie sie sie an, sagte ihr, dass wenn sie sie getötet hätte, sie dazu verdammt war, Jo zu verfolgen, immer bei ihr zu sein, jede Form annehmen, um sie zu quälen, sie in den Wahnsinn zu treiben, denn schlimmer könnte sie nicht in die Irre stürzen. Und diese Nächte würden immer mit ihr auf ihren Knien enden, schluchzend, am Ende, Zelda anflehend, sie nicht in diesem Abgrund alleine zu lassen, in diesem tiefen Abgrund, wo sie sie nicht finden konnte.
Das Mädchen mit der Axt, die sie mittlerweile so gerne schwang, hatte vergessen, dass sie den ersten Hieb gewollt geführt hatte, aber sie hatte sich in ihrem Wahnsinn verloren, er war ihr bester Freund geworden, ihr Verbündeter, denn auf jede andere Weise wäre sie dem Schmerz erlegen.
Sie könnte es noch beenden, sich selbst opfern, den höchsten Preis für den Erlös der Welt zahlen. Doch dazu war sie schon zu verbittert, zu verblendet von ihrem Hass. Es war ihre Schuld, Zeldas Schuld, die Schuld der Welt – doch das ist die conditio humana, der wir alle erliegen, und sie hätte sich entscheiden können, dagegen anzukämpfen. Doch die Welt verlangte zu viel von ihr, erwartete zu lange von ihr, das Gewicht der Sterblichkeit zu tragen.
Und als die Wolken wie einst schon tief im Himmel lagen und sich das Ende zum Greifen nah anfühlte, nahm sie ihn wahr, den Duft.
“Ich schätze, das Ende ist da“, sagte Zelda mit einem traurigen Lächeln.
Jo nickte, und schwang ein letztes Mal ihre Axt.
© Joëlle Puga Lois 2022-03-16