Es gab mal eine Zeit – da hatte ich ein Kochbuch. Aber eines Tages ist es ist einfach verschwunden. Einige würden sagen:“ Ach komm, die gibt es doch wie Sand am Meer“ Das wäre dann nicht mehr mein Rezeptbuch! Aber lasst mich erstmal erzählen, was es konnte! Früher da häuften sich die Tage, an denen ich hungrig war. Nicht so hungrig, wie nach einem harten Arbeitstag. Nicht so hungrig, wie ein knurrender Magen. So hungrig, dass mir der Darm krampfte und ich teilweise schon glaubte ich würde mich selbst verdauen. Zeiten in denen ich mich nach Nahrung zehrte, wie andere nach Luft. Doch da war mein Rezeptbuch. Und es gab mir etwas zum Essen. Etwas zum Trinken. Fühlte mich fast schon wie die Made im Speck! Noch nicht einmal musste ich mich beschweren oder einen Laut von mir geben. Denn es wusste, was ich brauchte. Als ich nicht wusste, wie ich nur sollte diese Kälte ertragen. Einer dieser verflucht kalten Winter, die man sich nicht erhofft, die aber immer dann kamen, wenn man es sich nicht leisten konnte. Und auch da half es mir. Deckte mich ein. Gab Wärme ab, an das, was längst gefroren war. So fühlte ich mich nicht so allein. Ich nicht mehr schlafen musste, wie auf einem Stein, sondern schlief wie ein Stein! Oder als ich nicht mehr kannte einen anderen Ausweg. Nur noch bergab und hinunter. Ich mich befand in einem freien Sturz, der fast zu enden schien. Auf dem ich auf den härtesten Boden viel. Doch immer kurz davor ich war und hatte ich es schon eingesehen, dass es für mich wohl kein anderes Ende gab, so fiel ich noch tiefer, bis ich nichts mehr sah. Und keiner war da! Außer du! Zunächst wieder, bis ich etwas sah. Am Ende ich sogar wieder hatte, die Füße auf den Boden. Die Welt sich nicht mehr nach unten bewegend. Das stand sie wieder still. So hatte ich es am liebsten. Manchmal konnte ich es nicht ändern und sie bewegte sich wieder schnell. Doch ward ich nie mehr gefallen, denn es war da. Es fühlt sich immer noch verboten an. Das hatte es schon damals. Ein so großer Vorteil im Leben. Klar, dass dies war, nur von kurzer Dauer. Im Leben hat man noch nie etwas geschenkt bekommen. Und auch wenn ich es kurz dachte. So war es immer so wie Luft anhalten. Wann konnte ich sie nicht mehr halten? Wann machte ich mich bemerkbar? Wenn man mich nicht hört, dann nimmt man mir es auch nicht weg. Überlegt mal, wie schwer es ist. Jeden Tag damit aufstehen. Und jeden Tag damit zu Bett gehen. Und das alles, während man die Luft anhalten musste. Aber ja nicht zu viel denken. Das könnte auch aufmerksamkeitsfördernd sein. Logisch! Ebenso logisch, dass ich es irgendwann vergaß. Wann genau kann ich noch nicht mal sagen. Ob es an einem Tag war oder in der Nacht. Irgendwann vergaß ich wohl, dass es nach wie vor in der Schwebe lag. Doch hatte ich mich so daran gewöhnt. Empfand ich es schon so lange als ein Teil von mir. Wahrscheinlich habe ich deswegen wieder angefangen zu atmen. Und das war mein Todesstoß. Und an einem Tag. Es war ein Nachmittag. Da spürte ich es auf einmal gar nicht mehr bei mir. In jedem Rezeptbuch konnte ich blättern. Doch es waren nur Bücher. Mit normalen Buchstaben und normalen Seiten aus Papier. Die Magie ist weg. Und so kann ich mir kaum entsagen der Dunkelheit, der Kälte, der Einsamkeit, die ich schon längst hinter mir gelassen. Ich fast vergessen hatte, dass es sowas überhaupt gibt. Nur dieses Mal ab jetzt und für immer kann mich keiner mehr retten. Vergebens ist jeder Versuch.
© Angelina Schiliró 2025-05-24