von Hannah Wozniak
Es war einmal eine gute und liebevolle Prinzessin. Sie wurde von ihren Eltern und dem Volk sehr geliebt, denn sie war gutmütig und großzügig. Sie handelte jederzeit selbstlos und war stets gerecht. Aber eines Tages wurde ihr Vater schwer krank. Ohne ihn wäre das Königreich ohne Regenten, weshalb die Prinzessin dringend verheiratet werden musste, denn ohne Mann, kann ihr die Krone nicht verliehen werden. Allerdings tat sie sich mit einer Verlobung sehr schwer, denn sie war zwar eine Prinzessin von Güte, aber leider nicht von Schönheit. Jene Männer, auf die sie traf, lehnten ihre Erscheinung ab und das bestürzte die Prinzessin sehr. Ihr Vater hatte ihr stets gesagt, dass wahre Schönheit von innen kommt und auch nur das Innere zählt. Sie wollte ihm diese Worte glauben, aber sie konnte es nicht.
Wieder einmal veranlassten der König und die Königin, dass alle heiratsfähigen Prinzen von überall her zum Palast kommen sollen, um ihrer Tochter den Hof zu machen. Die Prinzessin schämte sich, denn jeder der Prinzen, der erschien, schaute sie mit einem erschrockenen Blick an, obwohl sie jedes Mal freundlich lächelte. Sie fing an zu verzweifeln. Doch an diesem Tag erschien plötzlich ein stattlicher Prinz, der keineswegs die Miene verzog. Er war strahlend schön und gut gebaut. Der Prinz trug ein edles Gewand und hatte ein silbernes Schwert bei sich, welches so strahlte wie die Krone der Prinzessin. Er lächelte sanft und freundlich und bat den König um die Hand seiner Tochter. Dieser willigte natürlich augenblicklich ein und die Hochzeit sollte direkt am nächsten Tag stattfinden.
Als die Prinzessin auf ihren Zukünftigen zuging, bemerkte sie, dass er blind war. Sie hatte das Gefühl, sie müsste ihm etwas sagen und ihm erklären, wen wirklich zu seiner Frau nehmen sollte, dass sie keine strahlend schöne Prinzessin mit goldenem Haar war. Aber sie sagte nichts und sie verbrachten den ganzen Tag gemeinsam. Der stattliche Prinz wollte alles über seine Braut erfahren, sodass sie Stunden damit zubrachten sich bloß zu unterhalten. Sie teilten viele Interessen, wie die Literatur und das Theater. Sie verliebte sich wahnsinnig in den freundlichen Prinzen und auch er sagte, dass sein Herz ihr gehören würde. Sie konnte es kaum noch erwarten ihn zu heiraten.
Am nächsten Tag am Altar, kurz bevor sie sich das Ja-Wort geben würden, erschien die Fee des Königreichs, die dem Brautpaar zur künftigen Ehe jeweils einen Wunsch erfüllen würde. Sofort wünschte der junge Prinz sich sein Augenlicht zurück. Gerade als die Fee seinen Wunsch dabei war zu erfüllen, geriet die Prinzessin in Panik. Sie hatte Angst, dass ihr Prinz sie nicht mehr haben möchte, wenn er sie sieht. Doch ehe sie handeln konnte, öffnete der Prinz seine Augen und konnte sehen. Er wollte einen Blick auf seine Prinzessin werfen und sah sie an. Sofort wollte sie sich von der Fee ein anderes Aussehen wünschen, aber der Prinz unterbrach sie. Er sah sie mit dem gleichen warmherzigen Lächeln an, mit dem er sie auch zuvor ansah, denn er sagte, dass sein Lächeln, sowie auch seine Liebe von Herzen kommt und nicht von den Augen.
© Hannah Wozniak 2024-10-30