Das Marionettenspiel

LaraHyde

von LaraHyde

Story

Sanft ergriff ich die neuste Marionette in meiner Kollektion. Das Erscheinungsbild der Marionette war makellos – ein wunderschönes Gesicht war ihr aufgemalt worden, ein dunkles Kleid hüllte ihre Gestalt ein und bei den Fingern war auf die kleinsten Details geachtet worden. Entzückend! Ich machte mich an das Werk, an ihren Fäden zu ziehen – um ihre Funktionstüchtigkeit unter die Probe zu stellen. Mit jeder Bewegung, welche ich sie tätigen ließ, wurde meine Zufriedenheit mit dieser Marionette gestärkt. Perfekt, perfekt, perfekt! Ich kreierte immer mehr Spannung auf die Fäden, um zu sehen, ob die Qualität dieser zu meiner Zufriedenheit war. Weiter, weiter, weiter!

Plötzlich sprang der Faden, welcher an der linken Hand der Marionette festgemacht war, entzwei. Ich erschauderte. Enttäuscht warf ich das beschädigte Ding auf den riesigen Haufen von kaputten Marionetten. Ich machte mich auf die Suche nach einem anderen Stück in meiner Kollektion. Doch keine konnte mit dem makellosen Äußeren des vorherigen Exemplars mithalten. Perfektion, Perfektion – ich benötigte Perfektion! Ich packte die Marionette, die am wenigsten Makel aufwies, und legte sie auf meinen Arbeitstisch. Ihre Augen waren zu dumpf, weshalb ich vorsichtig neue blaue Farbe aufstrich. Mit jedem Pinselstrich perfektionierte ich sie nach meinem Gefallen. Doch als ich meine Arbeit vollbracht hatte, betrachtete ich die Marionette noch einmal genauestens. Nein! Wut stach meinen Körper in Flammen. Erzürnt wickelten sich meine Finger um das zarte linke Bein des Exemplars. Mit voller Wucht schlug ich die Marionette auf meinen Arbeitstisch. Erneut und erneut. Ihr Gesicht war eingeschlagen; Splitter ihres Gesichtes auf der Tischfläche verbreitet. Ein gehässiges Lachen entfloh meiner Kehle.

Stirb, stirb, stirb! Ich hob die Marionette erneut hoch, um sie mit heftiger Wucht auf die Tischkante zu schlagen – doch mein Plan wurde von einem lauten Schnall unterbrochen. Meine rechte Hand sank schlapp meinen Körper hinab; die Puppe fiel mir aus der Hand. Da entdeckte ich einen Faden, der aus meiner rechten Hand hervorspross und zu Boden fiel.

Ungläubig folgte ich dem Faden, der an meiner linken Hand angemacht war, und entdeckte eine grinsende Gestalt, welche im Prozess war, sich meiner Selbst im Kaminfeuer zu entledigen.

© LaraHyde 2022-08-24