Das Mauerblümchen

Es war einmal ein junges Mädchen. Ihr Name war Aurora. Sie war in ihrem Dorf lediglich eine von vielen. Keiner schenkte ihr großartige Beachtung, außer ihrer Eltern. Manch einer nannte sie auch „das Mauerblümchen“, denn sie war schön, aber dennoch unauffällig. Niemand wusste, was in ihr steckte. Nicht einmal sie selbst. Obwohl ihre Eltern stets versuchten sie zu unterstützen, war sie von Ängsten geplagt. Eines Tages ging sie wie jeden Abend bei Sonnenuntergang zum großen Feld, um dort Blumen zu pflücken. Sie liebte den Duft von ihnen. Gerade hatte sie sich auf den Boden gekniet, um eine Mohnblume aufzusammeln, als sie ein Geräusch vernahm. Ein Klingeln, als stammte es von winzigen Glöckchen. Doch sie dachte sich nichts weiter dabei, nahm die Blume mit und kehrte zu ihrem Haus zurück. Dort wurde sie bereits von ihren Eltern erwartet, die eine Vase mit Wasser für die Blumen vorbereitet hatten. Als Aurora ankam, war die Sonne auch schon hinter dem Horizont verschwunden und es war an der Zeit, schlafen zu gehen. Sie zog sich ihr Nachtkleid an, putzte sich die Zähne und legte sich in ihr warmes, kuscheliges Bett. Ihre Augen geschlossen, kurz vor dem Einschlafen, hörte sie es erneut. Das Bimmeln der Glöckchen. Dieses Mal war es lauter. Sie öffnet ihre Augenlider, stand auf und sah sich um. Nichts Auffälliges war zu sehen. Das Fenster war noch immer geöffnet, der Vorhang wehte im Wind. Aurora beschloss das Fenster zu schließen. Doch kurz darauf hörte sie es wieder. Noch lauter als die Male davor. Plötzlich erkannte sie einen kleinen Lichtschimmer. Aurora fragte sich, ob vielleicht ein Glühwürmchen in ihr Zimmer gekommen war. Der Lichtschimmer näherte sich ihrem Gesicht. Kurz darauf spürte sie ein leichtes Kribbeln auf ihrer Nase. Von dem einen auf den nächsten Moment, fand sie sich auf einer riesigen Mohnblume wieder. >>Willkommen.<< ertönte es und zwischen den Blüten, tauchte eine Fee auf. >>Du musst wohl Aurora sein. Mein Name ist Maestra. Ich bin die Königin der Feen. Du wunderst Dich bestimmt, weshalb Du hier bist. Heute ist unser großes Feenfest. Wir haben lange nach jemanden, wie Dir gesucht. Wieso, willst Du wissen? Wir haben Dich schon längere Zeit beobachtet. Du hast immer wieder vor dich hin gesungen, aber immer nur dann, wenn kein anderer dabei war. Dabei schienst Du so viel Freude dabei zu verspüren. Du hast ein Talent, von dem Du scheinbar selbst nichts weißt. Wir wollten Dir hiermit die Möglichkeit bieten aus Dir heraus zu kommen, Spaß zu haben und Deine Angst zu überwinden. Hier gibt es keinen, der Dich verurteilen kann, außer Dir selbst. Also los, die Feier hat bereits begonnen.<< Maestra lächelte Aurora an und nahm vorsichtig ihre Hand. Sie wurde von einem glitzernden Schleicher umhüllt und aus ihrem Nachtkleid, wurde eine prunkvolle schwarze Robe mit vielen, golden schimmernden Details. Alle anderen Feen kamen herbei und jubelten, während manche von ihnen mit Trommeln, Geigen und Flöten musizierten. Aurora zögerte verängstigt, bis jemand anderes anfing, schräg zu singen. Aurora musste lachen. Schon bald sangen immer mehr Feen. Einer schräger als der Andere. Dann begann auch Aurora und ließ ihre Stimme sanft erklingen. Alle verstummten und lauschten dem Mädchen, welches die Welt um sich herum vergaß und nur noch daran dachte, wie viel Freude sie hatte.