Das Menü der wilden Weiber

Ich liebe Geschichten von Pfeil und Bogen, von Wildkräutern, von Brennsesselsamen essenden Weibern. Die in uns verborgene wahre Natur gehört geweckt und ausgebuddelt. Als Jägerinnen und Sammlerinnen haben wir nur wenige Bereiche wo wir uns artgerecht also wild ausleben können. Das Durchstreifen der Wälder fördert diese verborgene Urkraft in uns. Die Früchte des Waldes reizen und locken. Geheimplätze werden innerhalb der Sippe flüsternd weitergegeben, beim Aufsuchen der Plätze werden falsche Fährten gelegt.

Der Prototyp der wilden Pilzsammlerin ist eine wettergegerbte unerschrockene Zeitgenossin, ähnlich einem Waldschrat. Tiefe Wälder, sumpfiges Gelände, ins Gesicht peitschende Zweige von alten Bäumen sind ihr Revier. Kriechend und keuchend treibt sie sich im Unterholz herum. Keine Böschung, kein Dickicht scheuend. In gebeugter Haltung sucht und sammelt sie Pilze. Spähend, als ob sie ein Perlenkollier suchen würde, entgeht ihr kein Rübling kein Schwindling kein Milchling.

Seit etwa 30 Jahren bin ich den Pilzen auf der Spur. Weniger als Jägerin, sondern als Bewunderin dieser geheimnisvollen Spezies, die eine eigene Gattung darstellt. Frühmorgens, wenn die Tastatur meiner Lieblingsautoren glüht, streife ich durch die Wälder. Oft habe ich in einen Jungwald Eierschwammerl hineingewettet herausgekommen bin ich mit Täublingen. Manch tief hängende Fichtenzweige beherbergen Hexenröhrlinge (roh giftig) . Maronenröhrlinge wachsen woanders, Parasole vielleicht, Stachelbärte verstecken sich prinzipiell.

Meine Beute, meist kümmerlich, verarbeite ich zu Mittag. Einen Überschuss trockne ich. Archaisch und ohne Folgekosten. Die getrockneten Stängel des Parasol zaubern ein herrliches Aroma in die herbstlich sämige Kartoffelsuppe oder die Totentrompete als Würzpilz auf einer Quiche, lässt so manchen trüffelverwöhnten Gaumen genießerisch staunen.

Zu viel Sammlerglück wäre für mich eine Bürde. Die gesammelten Pilze müssen gereinigt und verarbeitet werden. Da weicht alle Kraft aus mir. Die Sammlerin in mir findet ihre Ruhe nicht beim stundenlangen Putzen, sondern bei einem geruhsamen Nickerchen nach einem kleinen feinen Pilzgericht.

Pilze enthalten Mineralstoffe, Spurenelemente wie Zink und auch Selen. Die unsportliche Pilzversorgung aus dem Supermarkt ist keineswegs zu verachten, (Quasi ein Notfall), denn Champions gehören zu den gesündesten Pilzen überhaupt. Bei uns gibt es kein Pilzessen ohne Running Gag, besonders dann, wenn der Sohn meines Mannes zu Gast ist.

Ein Beispiel: Unter der Rubrik SIE sucht IHN erscheint folgendes Inserat: 7-fache Witwe, gut erhalten, vollbusig, sucht vertrauensvollen gut situierten Mann. Meine Hobbys: Pilze suchen und kochen!

Ein Quäntchen Galgenhumor ist bei Pilzgerichten nie verkehrt, speziell dann, wenn die Köchin kreativ und humorvoll ist.

That’s life…. Und weiterhin ruhig Blut …..