Zitternd halte ich das Messer in der Hand. Ich stütze mich mit der Klinge auf der Tischplatte ab. Die erste Träne läuft mir über die Wange und tropft auf den kühlen mit Fließen bedeckten Boden. Meine Augenlider presse ich so stark wie nur möglich aufeinander. Ein Reflex stellt sich ein, der diesen Vorgang immer wieder wiederholt. Das linke Auge brennt wie Feuer, dass man nicht zu löschen vermag. Mit meiner Hand reibe ich mir über die Augen, während ich immer weiter weine. Das Reiben verschafft kurz Linderung. Währenddessen öffne ich meine Augen und starre auf meine Hand. Ein schwarzer Schleier aus Augenmakeup zeigt sich auf der Rückseite, der andeutet, wie mein Gesicht nun verschmutzt, verwischt und aufgelöst aussehen muss. Mit den Fingern übe ich einen noch stärkeren Druck auf den Griff des Messers aus, denn das Brennen beginnt von Neuem.
„Verdammt. Wieso? Ich bin einfach dumm. Bekomme ich nicht mal das hin?“, höre ich mich in meinen Gedanken sagen.
Als ich das Messer aus der Bestecklade nahm, wusste ich, dass es auf diese Art und Weise enden würde und dennoch nahm ich keine Hilfe in Anspruch. Tropf. Tropf. Ein weiterer Tränentropfen, der von der Erdanziehungskraft angezogen wird. Ein weiterer Moment, in dem ich verkrampft mit der Klinge in der Hand dastehe.
„Mir reichts“, schreie ich, schmeiße das Messer hin und lasse die Küchenmaschine die Zwiebel schneiden.
© Susanne Hackstock 2021-03-04