Ich habe einen italienischen Vornamen. Das liegt natĂŒrlich daran, dass ich Italiener bin. Mein GroĂvater vĂ€terlicherseits, den ich leider nie kennengelernt habe, hieĂ auch so. Aber einfach war es mit diesem Namen nicht immer.
Ludovico ist eigentlich italienisch fĂŒr Ludwig, aber ich wurde immer Ludovico genannt, auch in Ăsterreich. Ich konnte mich nie mit dem Namen Ludwig identifizieren und auch zu Hause wurde immer darauf bestanden, dass man mich Ludovico und nicht Ludwig nennt.
Ich plage mich bis heute immer mit meinem Namen in Ăsterreich. Es ist sogar schon vorgekommen, dass man vermutet hat, dass Ludovico ein weiblicher Name ist. Das lustigste Erlebnis hatte ich in London. Wenn ich mich vorgestellt habe, kam oft die Antwort âLudo what?â deshalb war mein Spitzname „Ludoâ, den auch viele enge Freunde verwenden, in London sehr beliebt. Das hat man sich leicht gemerkt.
Man wĂŒrde meinen, dass es in Italien einfacher gewesen wĂ€re. GrundsĂ€tzlich war es das auch, schlieĂlich ist Ludovico ein italienischer Name. Vor Jahren, wie ich noch oft eine Woche in Mailand war, habe ich ĂŒber einen Freund, zwei gute Freunde von ihm kennengelernt. Die waren an sich auch sehr nett. Sobald sie erfuhren, dass ich aus Wien bin, nannten sie mich Ludwig. Das war natĂŒrlich ĂŒberhaupt nicht böse gemeint, wahrscheinlich dachten sie wirklich, ich wĂŒrde so heiĂen. Dabei war es mir immer so wichtig, auch in Italien als Italiener betrachtet zu werden. Das ist allerdings eine andere Geschichte.
Obwohl ich nach wie vor darauf bestehe, dass man mich Ludovico nennt, weil ich schlieĂlich so getauft wurde, habe ich mich mit dem Namen Ludwig irgendwie angefreundet. FrĂŒher fand ich den Namen ganz furchtbar, aber in den letzten Jahren habe ich mir immer wieder Gedanken darĂŒber gemacht und festegestellt, dass es eigentlich ein schöner Name ist.
Ich weiĂ zwar nicht, ob er zu mir passt, weil ich ja inzwischen 35 Jahre alt bin und es schon eigenartig wĂ€re, wenn ich von heute auf morgen meinen Namen Ă€ndere, selbst wenn es nur in Ăsterreich wĂ€re. Einen komplizierten Nachnamen habe ich ja sowieso. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal.
Es mag klischeehaft klingen aber mein Name ist ein Teil von mir, ein Teil meiner Herkunft. Ein Teil meiner Wurzeln. Man erkennt sofort, dass ich Italiener bin. Darauf werde ich immer wieder auch angesprochen. Die Antwort ist dann etwas komplizierter als man sich eventuell erwarten wĂŒrde. Die meisten Leute fragen mich nĂ€mlich daraufhin woher aus Italien ich denn komme, und dann wird es lustig. Darauf gibt es nĂ€mlich keine einfache Antwort. Aber genau das macht es dann spannend, und man kommt dann sofort ins GesprĂ€ch. Vor allem, wenn man sich davor nicht gekannt hat.
Schon interessant, was alles ein Name aussagt ĂŒber einen Menschen und was fĂŒr interessante GesprĂ€che es auslösen kann. Ich finde diese GesprĂ€che immer sehr unterhaltsam und teilweise auch spannend und bin dankbar, dass man mir diesen Namen gegeben hat.
© Ludovico Lucchesi Palli 2020-09-27