Das perfekte Date

Jenny007

von Jenny007

Story

Es war Mai. Ich stürmte von der Universität zum Park um pünktlich zu meinem Tinder-Date zu gelangen. Ich saß auf der Bank, alles um mich blühte. Und plötzlich sah ich ihn: wunderschönes braunes Haar, grüne Augen, zerrissenen Jeans, Shirts und Chucks. Wir lächelten, umarmten uns, redeten über Gott und die Welt und teilten uns tiefste Geheimnisse mit.

Seine Stimme, sein Akzent, sein Geruch, sein Intellekt…alles an ihm war anziehend fĂĽr mich! Er kommt nicht von hier, er reist sehr viel, er ist bereits fertig mit dem Studium, er möchte selbstständig arbeiten, er hat BrĂĽder, möchte Kinder bekommen und er spielt Klavier. Mit jeder neuen Information wurde er interessanter – er muss direkt aus einem Märchenbuch erschienen sein! Tiefe Blicke – dann die erste BerĂĽhrung – der erste Kuss und ich bekam eine Gänsehaut. Es fĂĽhlte sich alles so richtig an. Wir redeten die ganze Nacht durch – als wĂĽrde es keinen Morgen geben.

Nach zwei Tagen sahen wir uns wieder. Wir saßen auf einer Bank vor einem Teich unter einer Weide. Seine Augen glitzernden jedes Mal, wenn er mich ansah. Er präsentierte mir Fotos von einem Museum und ich zeigte ihn Tanzvideos von mir. Dann gingen wir zu mir. Der Raum war durch viele Kerzen erleuchtet. Eine Lichterkette schien.

Ich holte meine Musikbox und er schlug eine Playlist vor: „Chopin – Nocturne!“ Der erste Schlag des Liedes traf mich mitten ins Herz. Wir waren nun gefühlt in einer anderen Dimension, in der nur er und ich waren. Kein anderer könnte uns verstehen. Nichts könnte uns glücklicher machen. Zeit und Raum existierten nicht mehr: nur er, ich und die Musik! Es war perfekt. Dann kam das Lied Op.9 No.2 zu dem ich sprach „Ich liebe dieses Lied, ich stell mir dabei immer vor, dass es Sonntagmorgen ist, alle schlafen noch und das Haus ist durchflutet mit Licht und Harmonie!“

Er war sprachlos, er hatte sich nie etwas bei der Musik vorgestellt, doch dann ergänzte er: „Jetzt sehe ich Frauen in altertümlichen Kleidern mit edlen Regenschirmen in der Hand, spielende Kinder und Männer in schönen Anzügen, sie tragen Hüte – sie gehen spazieren an einem langen Fluss.“ Ich lächelte ihn an: „In einer anderen Zeit, in der alles noch so romantisch war.“ Und er fügte hinzu „Aber auch verdammt hart!“ Ich nickte und er küsste mich. Wir waren so glücklich!

Doch beim dritten Treffen gestand er mir, dass er nach Tschechien ziehen wird, um dort zu arbeiten. „Es ist alles perfekt zwischen dir und mir, doch das Timing meint es leider nicht gut mit uns.“ So ging er fort, und mit ihm ein Teil von mir.

© Jenny007 2020-05-11

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