von Tiefenentspannt8
Wien 16. Bezirk, Sommer 2006
13:00Uhr: Ich bin auf der Suche nach einer Mahlzeit und schlendere durch die Strassen. Eine Pizza Napolitana, das wärs jetzt! Vergeblich gehe ich diverse pulsierende Strassen und Gassen entlang, finde aber keine Pizzeria oder irgend einen Fast Food Stand welcher zumindest Pizza Schnitten anbietet. 2006… da gabs noch keine Smartphones mit hilfreichen Apps die mich innerhalb von Minuten zum Ziel navigiert hätten.
Aber was es damals schon gab: „Casinos“ an jeder Strassenecke! In Wirklichkeit windige Beisln wo dem Pöbel das Geld aus der Tasche gezogen wird. Und zwar so schnell wie möglich. 3-4 Spielautomaten, 1 Zigarettenautomat, 1 Getränkeautomat + 1 Geldwechselautomat fĂĽr die hungrigen einarmigen Banditen und fertig ist das prunkvolle Casino, welches satte Gewinne, das pure GlĂĽck verspricht.
Aus welchem Grund auch immer, betrat ich eine dieser Spielhöllen. Ein Geruch von abgestandenen Zigarettenrauch, Bier und Urin schlug mir entgegen als ich die Eingangstüre öffnete und mir war sofort klar aus welcher Richtung das herkam.
Ein stark ĂĽbergewichtiger sowie auffallend ungepflegter Mann (ca. 45-50 Jahre) saĂź da Mutterseelenalleine vor so einem Spielautomaten. Zigarette im Mund, Bier in der Hand spielte er pro Dreh um 5!! Euro. Was natĂĽrlich zur folge hatte daĂź er innerhalb von gefĂĽhlt 20 Minuten, 500 Euro in diesen Automaten steckte, 100er fĂĽr 100er…solange bis er offensichtlich Pleite war. Es machte auf mich den Anschein als habe er in diesem Moment sein gesamtes Arbeitslosengeld verblasen. SchluĂźendlich schmiss er verärgert das leere Bierglas gegen die billige, zerkratzte Plexiglas Scheibe – die Trennwand zur Realität -und stand auf um Richtung Ausgang zu wanken.
Da sah ich es erst: Seine Hose war an den Innenseiten bis zu den Knöcheln hinunter nass. Offenssichtlich Urindurchtränkt
Entweder er hat es in seinem Wahn nicht mehr gemerkt oder es war ihm völlig egal in der Öffentlichkeit in die Hose zu urinieren. Diese Szene war und ist für mich immer noch so prägend, dass ich jedesmal einen weiten Bogen um Spielautomaten mache.
Der ungepflegte, nach Urin stinkende, kettenrauchende, armselige Typ ist in wirklichkeit ein klassischer Kunde eines renommierten österreichischen Spielautomatenherstellers.
Ich frage mich: „Ist das jene angesprochene Nachhaltigkeit fĂĽr die die ehemalige Parteichefin einer links liberalen Partei, in den Vorstand jenes Konzerns berufen wurde?? Um nämlich nachhaltig ein paar gierigen Bobos den Rachen zu stopfen, auf kosten von schwer spielsĂĽchtigen Probanden, welche oft Sich selbst + ihre gesamten Familien in den Ruin stĂĽrzen?“
© Tiefenentspannt8 2019-08-26