von MiraCeres
Der Lichtkegel durchschnitt die Dunkelheit. Kurz darauf folgte ein zweiter. Aus dem Dunkel wurden die Bäume sichtbar, die am Tag so vertraut waren. Jetzt waren sie knorrige Gebilde, die im Schein der Lampen gruselige Schatten warfen. Überhaupt sah alles so anders aus in dieser dunklen Sommernacht. Wolken verdeckten den Mond und die Sterne, die in anderen Nächten den ganzen Himmel bedeckten und die man sonst in der Stadt nicht sah. Das war schade, da wir das Teleskop umsonst aufgebaut hatten. Es stand etwas weiter den Hügel hinauf und war in den Lichtkegeln nicht zu sehen. Wir schlugen den Weg zu unserem Zelt ein. Es stand etwas weiter hinten im Garten, vor Blicken geschützt, was wir eigentlich nicht gebraucht hätten. Die Nacht war so dunkel, wie lange nicht mehr. Wir hatten wirklich nur unsere Taschenlampen – eine Straßenlaterne, die ihr Licht hätte spenden können, gab es nicht. Mit unseren Rucksäcken machten wir uns auf den Weg. Eigentlich nur 100 Meter durch den Garten, aber wir kamen uns vor wie auf einer langen Expedition. Wirklich mutig waren wir beide nicht und schreckten bei jedem Geräusch zusammen – und davon gab es doch mehr als erwartet. Hatten wir uns das wirklich gut überlegt? Ich atmete einmal tief durch und da hatten wir das Zelt auch schon erreicht. Luftmatratzen und Schlafsäcke lagen vorbereitet und warteten auf uns. Wir ließen uns fallen und zogen ganz schnell den Reißverschluss des Zeltes zu. Wir kicherten über unsere Schreckhaftigkeit und schalteten den tragbaren Kassettenrekorder ein. Eine Folge TKKG wollten wir noch hören und dann schlafen. Doch als die Folge zu Ende ist und wir unser Licht ausschalteten, war es doch ganz komisch im Zelt. Plötzlich hörten wir, dass die Nacht überhaupt nicht so ruhig ist, wie man immer denkt. Irgendetwas raschelte am Zelt entlang, bei uns drinnen summte müde eine Fliege. Von etwas weiter entfernt hörten wir einen Hund bellen und Schafe träge blöken. Doch das Rascheln machte uns nervös. Was konnte das nur sein? Keine von uns wollte nachschauen gehen.
„Wir hätten einen Besen mitnehmen sollen“, murmelte ich. Meine Freundin sah mich fragend an. „Na wie bei Pittiplatsch und dem Flattergespenst in der Gartenlaube.“ Ich begann das Lied zu singen, das den dreien in der Geschichte Mut machte und wir entspannten uns ein wenig. Doch das Rascheln ging nicht weg. Ich nahm all meinen Mut zusammen und die Taschenlampe in meine Hand. Hinter mir hörte ich meine Freundin scharf die Luft einsaugen, als ich das Zelt öffnete und einen Blick nach draußen warf.
„Das Raschelgespenst – ein Igel!“, lachte ich und Erleichterung machte sich breit. Mit dem Gedanken an kleine süße – und auch laute – Igel, schliefen wir ein.
© MiraCeres 2024-07-10