Das Rezept der Werte – für unsere Kinder

Bulli-Proof

von Bulli-Proof

Story

Oh, denkst du vielleicht, jetzt schreibt sie ein Rezept. Stimmt’s? Ja, in der Tat. Jetzt kommt ein Rezept, mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen, seinerzeit geschrieben von einer Mama. Welches Vermächtnis kann ich als Mama meinen Kindern mitgeben? Das frage ich mich immer wieder. Klar fällt mir Omas Apfelstrudel ein, aber auch ein Rezept mit noch viel wertvolleren Zutaten, nämlich ein Rezept der Wertigkeit, das Rezept des Lebens.

Ich war froh, kürzlich genau die Yogastunde besucht zu haben, in der die Yoga-Lehrerin leise vom winterlichen Dunkel und von der Bürde dieser wirren und irren Zeiten sprach, wie wir uns jedoch an den länger werdenden Tagen und dem kommenden Licht des Frühlings erfreuen dürfen und … sie sprach von mehr Miteinander, von innerer Zufriedenheit und innerem Glück. Und legte uns Yogis ein Rezept nahe, während wir mit geschlossenen Augen auf unserer Matte lagen.

Ein Rezept mit Zutaten, die Du oder ich gerne unser Eigen nennen möchten und die wir uns von der Welt für uns wünschen. Zutaten, die im tiefen Kämmerchen ganz hinten schlummern und zu prägnanten Momenten das Licht der Welt erblicken.

“Man nehme …”, so begann sie, Catharina Elisabeth Goethe. Die Mutter von Johann Wolfgang, mit einem Rezept, welches nicht aktueller sein könnte und nannte es das

„Rezept für das neue Jahr“

**********Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile, sodass der Vorrat genau für ein Jahr reiche. Nun wird jeder Tag einzeln angerichtet aus einem Teil Arbeit und zwei Zeilen Frohsinn und Humor. Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu, einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie und eine Prise Takt. Jetzt wird noch alles reichlich und mit viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht empfiehlt sich jetzt noch mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten zu schmücken und serviere es täglich mit Heiterkeit und mit einer guten, erquickenden Tasse Tee.*********

Catharina E. Goethe. Sie lebte von 1731 bis 1808, geboren und gestorben in Frankfurt. Ihr Sohn Wolfgang bezeichnete sie als Frohnatur. Sie erzählte nicht nur viele Geschichten, sondern schrieb auch hunderte von Briefen und führte als Frau des Hauses Goethe den Haushalt eigenständig und verantwortlich. Im Goethe-Schiller-Archiv lagern 30 ihrer geführten Haushaltsbücher mit Angaben der Personalgehälter, Festlichkeiten und Einladungen sowie Anschaffungen. Das Haus Goethe war ein geistiger Mittelpunkt und genau so wuchsen auch die Kinder heran, gewohnt an den gesellschaftlichen Umgang mit Persönlichkeiten der damaligen Szene und der Kultur der Sprache.

Wie sagte Johann W. v. Goethe über seine Eltern: “vom Vater hab ich die Statur, des Lebens ernstes Führen, vom Mütterchen die Frohnatur und Lust zu fabulieren.” Hach, wie nostalgisch. Wie schön ist es doch, zu wissen, dass das Rezept der Wertigkeit in der Seele unserer Kinder schlummert, um dann jederzeit abrufbar zu sein.

© Bulli-Proof 2023-02-17

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