Das Schloss in den Wolken Teil 2 von 3

Andreas Schwarz

von Andreas Schwarz

Story

Teil 2 von 3

Während der Alte in einem finsteren Verließ seinem Schicksal entgegensah, begannen die Soldaten des Königs alle Burgen des Reiches zu zerstören, damit sich die Weissagung nicht erfüllte.

Nachdem die letzte Festung dem Erdboden gleich gemacht war, ließ der König den Alten aus dem Kerker holen. Vor seinen versammelten Untertanen befahl er ihm, seine Zweifel zu widerrufen.

„Es existiert keine andere Burg mehr in meinem Reich, die sich gegen mich erheben kann.“, höhnte er.

„Da alle anderen Burgen zerstört sind, ist deine Festung die mächtigste im ganzen Königreich.“, sagte der blinde Greis.

Die Antwort stellte den König zufrieden. Großzügig gewährte er dem Gefangenen ein Festmahl, bevor der Henker sein grausames Werk an ihm verrichtete. Er sollte dem Tod mit gefülltem Bauch gegenüber treten.

Der Greis dankte ihm die Geste schlecht.

„In jungen Jahren habe ich viele Königreiche durchreist, auf deren Hügeln Festungen thronen, deren Mauern nicht weniger uneinnehmbar erscheinen. Was gibt dir die Gewissheit, dass ihre Herrscher nicht mächtiger sind als du.“, stachelte er den Zorn des Königs von Neuem gegen sich auf.

Der König tobte vor Wut. Er gab Anweisung, den Bettler der schlimmsten Folter aussetzen. Erst wenn er dem letzten Zweifel an seiner Macht abschwor, sollte ihm die Gnade des Todes erwiesen werden.

Doch die Worte des Greises hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Sie verfolgten den König bis in den Schlaf. Am nächsten Morgen rief er seine Generäle zu sich. Noch am gleichen Tag erklärte er allen angrenzenden Königreichen den Krieg, um der Vorsehung des Alten zuvor zu kommen.

Wochenlang wüteten seine Soldaten auf unzähligen Schlachtfeldern. Am Ende ging der König als Sieger aus dem blutigen Gemetzel hervor. Im Siegesrausch suchte er mit seinem Gefolge den blinden Greis im Kerker auf.

„Von den Burgen der Königreiche, von denen du mir Gefahr angedroht hast, ragen nur noch Mauerreste zum Himmel hoch.“, verkündete er ihm.

„Dann ist deine Festung die mächtigste von allen, die auf festem Boden gebaut wurden.“, presste der Alte zwischen den Lippen hervor.

Das Sprechen fiel ihm schwer. Die Folterknechte hatten im jeden Knochen im Leib zerschmettert.

„In meinen Träumen sehe ich in den Wolken jede Nacht eine viel mächtigere Burg bis zum Himmel hochragen.“, forderte er den König erneut heraus.

© Andreas Schwarz 2022-02-21

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