von Devi
Wie soll ich sagen? Oder besser, soll ich es ĂŒberhaupt sagen? WĂ€re es vielleicht nicht doch besser zu schweigen, das Thema in Ruhe zu lassen und still zu sein?
Dem Schweigen der MĂ€nner ist nĂ€mlich wirklich nicht beizukommen. Selbst nicht mit Schweigen. Was nĂ€mlich dann geschieht: Wir schweigen beide! Vergeblich suche ich in deiner Mimik und deinen Augen eine versteckte Botschaft. Wie es dir vielleicht gehen könnte? Was du vielleicht fĂŒhlst oder denkst?
âMehr als tausend Worteâ sollten doch Blicke sagen und schon tagelang trĂ€llere ich das Lied: âMeine Art Liebe zu zeigen, das ist ganz einfach schweigenâ. Aber irgendwie funktioniert das bei mir nicht. Ich bilde mir ein, dass ich Worte brauche, um mich angesprochen zu fĂŒhlen oder um zu wissen, was sich in meinem GegenĂŒber abspielt.
NatĂŒrlich haben die Worte ihre Grenzen, das weiĂ ich schon. Aber die Grenzen der Worte befinden sich fĂŒr mich erst danach sie ausgesprochen wurden und nicht ohne sie auszusprechen.
So nehme ich es als Wink des Schicksals oder doch eher als âSchlagâ diesesjenigen, dass in meinem Leben das Schweigen der MĂ€nner eine relativ groĂe Rolle spielte. Angefangen beim Namen meines Vaters, der doch tatsĂ€chlich âSchweigerâ hieĂ und nach der Zeugung gar nicht mehr freiwillig in meinem Leben auftauchte. Der Stiefvater dann, brachte es fertig stundenlang, ja tagelang kein Wort zu sprechen. Und das mit den Worten aus der Nase herausziehen, hat bei den MĂ€nnern, mit denen ich nĂ€her zu tun hatte auch nie so richtig funktioniert. Die hatten auch in ihren Nasen keine oder aber, ich zog nicht krĂ€ftig genug daran.
Vielleicht rede ich einfach zu viel? âVerbal ĂŒberlegenâ, meinte einmal eine Freundin. Mundtod gemacht mit meiner Erwartung oder gar Forderung nach Kommunikation. Da entsteht ein Teufelskreis. Je mehr Frau redet, desto weniger redet der Mann. Je weniger der Mann redet, desto mehr die Frau.
So versuchte ich es heute auch einmal mit dem Schweigen und habe mich wirklich redlich bemĂŒht. Es ist zumindest aufgefallen und der Ausspruch: âDas ist doch mein Part“, hat mich irgendwie gefreut.
Nichtsdestotrotz liebe ich das offene GesprĂ€ch unter vier Augen, höre sehr gerne zu, wenn mir jemand erzĂ€hlt wie er sich fĂŒhlt und was er denkt, teile mich gerne mit und freue mich, wenn meine Worte bei meinem GegenĂŒber ankommen.
Das gemeinsame Schweigen möchte ich jedoch auch weiter verfolgen. Vielleicht entgeht mir da ja doch etwas Wesentliches, das ich vor lauter Worten ĂŒberhört habe. Und vielleicht lerne ich es ja dadurch auch besser zu verstehen: das Schweigen der MĂ€nner.
Was ich jedoch sehr ungerecht und gemein finde ist der Spruch: Reden ist Silber, schweigen ist Gold. Der stammt sicher von einem Mann.
© Devi 2022-09-18