von Johannes Perl
Im ersten Absatz der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung steht es geschrieben: Ein jeder Mensch hat das unveräußerliche Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Wenn es selbst in solch einem gewichtigen Werk geschrieben steht, sollten wir dann dieses Recht nicht auch nutzen? Sollten wir dann nicht alle nach Glückseligkeit streben?
Glück haben und Glücklichsein sind aber zwei grundverschiedene Dinge. Ich hatte schon oft Glück im Leben. So wie 2012, als ich bei einem Preisausschreiben ein Auto gewonnen habe. Oder Eintrittskarten zu Eishockey-Spielen, Fanartikel oder auch andere mehr oder weniger brauchbare Gewinne. Ich habe auch das große Glück, dass ich eine Familie habe, die mich in allem unterstützt, was ich mir vorgenommen habe, und Freunde, die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Auch um das zu haben, gehört ein Quäntchen Glück dazu.
Das Streben nach Glückseligkeit, oder besser gesagt, das Glücklichsein stelle ich aber viel zu oft hinten an. Bin viel zu sehr für andere da, lasse mich viel zu sehr auf andere ein, von denen ich zwar glaube, sie würden mich glücklich machen, es aber in Wirklichkeit gar nicht tun, es schon gar nicht wollen. Und just diese Enttäuschungen sind es, die das Streben nach Glück immer schwieriger macht.
Zu oft bin ich unglücklich, wegen Menschen, die diese Emotionen nicht im geringsten verdienen. Mache mich dann selbst dafür verantwortlich, dass ich unglücklich bin. Und eigentlich habe ich damit auch recht. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Zu selten tue ich das, was mich glücklich macht. Oder zumindest schätze ich diese Dinge viel zu selten. Glücklich macht mich, am Motorrad zu sitzen und den Wind zu spüren. Dass ich dieses Glücklichsein zu wenig schätze, fällt mir Jahr für Jahr im Winter auf. Ebenfalls bin ich glücklich, dass ich sagen kann, ich habe einem Menschen das Leben gerettet. Wenn ich das auch nicht alleine geschafft habe, so habe ich meinen Teil dazu beigetragen, dass Eltern ihren Sohn, eine Tochter ihren Vater noch bei sich hat.
Glücklich macht es mich auch, wenn ich anderen eine Freude bereiten kann. Wenn ich Menschen, die mir wichtig sind, glücklich machen kann.
Jeder Mensch hat das unveräußerliche Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Und wenn ich mir, jetzt im Jänner, für das neue Jahr einen Vorsatz suchen müsste, dann wäre dieser wohl, dieses Recht auf Streben nach Glückseligkeit endlich vollauf zu nutzen, um glücklich zu werden.
© Johannes Perl 2021-01-14