von Tijana Dinic
,,Du hast doch letztens geschrieben, dass du heute umziehst und unter Stress stehst! Magst du mich nicht mehr? Bin ich dir zu viel geworden oder hast du jemanden kennengelernt? Ich hatte dich gebeten immer ehrlich zu sein. Du ignorierst mich seit drei Wochen. Willst du mir etwas sagen? Das kannst du, egal wie schlimm es mich trifft. Bobo wir sind beide erwachsen, aber ich komme mir langsam wie eine Idiotin vor. Ich laufe dir ständig hinterher und wenn ich nicht schreibe, dann schreibst du mir auch nicht. Bitte nimm nicht wieder den Umzug als Ausrede. Ich bin mir sicher, dass du am Tag fünf freie Minuten hast! Warum willst du sie mir nicht widmen? Ich glaube, ich habe es verdient, die Wahrheit zu erfahren. Bitte!“ Nachdem sie sich ihren Schmerz von der Seele geschrieben hatte, verspürte sie Erleichterung. Als Antwort bekam sie nur: ,,Wir werden telefonieren!“ Jetzt fühlte sie sich gedemütigt, ja ausgelacht. Mit jeder weiteren Nachricht stach er ihr, wie mit einem Messer, in die Brust. Er ließ sie qualvoll verbluten. Sie bettelte ihn an, noch am selben Tag mit ihr zu reden und er schrieb, er hätte gegen 21 Uhr Zeit für sie.
Sie freute sich und als es endlich so weit war, wurde sie ziemlich nervös. Eine innere Unruhe überflutete sie, als sie seine Nummer wählte. Doch der Anruf kam nicht zustande, weil er sie wegdrückte. Niedergeschmettert schrieb sie ihm, dass sie versucht hatte ihn anzurufen, aber es nicht geklappt hatte. Um Mitternacht wollte sie ihm erneut schreiben, aber dann musste sie etwas bemerken, was ihr den Boden unter den Füßen wegriss. Er hatte sie blockiert! Sie konnte sein Profilbild nicht mehr sehen und ihre Nachricht wurde nicht mehr zugestellt. Was war aus der Liebe geworden, die er ihr einst geschworen hatte? Was mit seinem Versprechen, um ihre Liebe zu kämpfen? Alles nur Lüge? Die Fragen zerfraßen sie innerlich. Zum Geburtstag bekam sie von ihm ein originelles Geschenk, das sie nie vergessen wird. Plötzlich riss sie ihre Augen auf und sah sich verwirrt um. Sie brauchte eine Weile um zu realisieren, wo sie sich befand und weshalb sie nass war. Sie war auf dem Liegestuhl im Garten eingeschlafen. Die Uhr verriet ihr, dass sie zwei Stunden geschlafen hatte. Die kalten Regentropfen hatten sie geweckt. Wieder hatte sie von ihm geträumt, obwohl ihr ihre Therapeutin, Frau Dr. Brian, dringend empfohlen hatte, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Doch ihr stures Herz hatte nicht auf ihren Rat hören wollen. Sie konnte ihn nicht vergessen. Ihr Herz sehnte sich so sehr nach ihm. Sie versuchte sich aufzurichten und Schutz vor dem Regen zu suchen, als im selben Moment eine Nachricht kam. Ihre Neugier ließ ihr keine Ruhe und sie öffnete sie sofort. Die Nachricht traf sie wie ein Hammerschlag. Noch auf dem Liegestuhl sitzend starrte sie mit Tränen in den Augen auf den Bildschirm. Obwohl sie längst klatschnass war, konnte sie sich nicht vom Fleck rühren, denn die Nachricht kam von Bobo: ,,Hey meine Süße, ich vermisse dich! Wie geht es dir?“
© Tijana Dinic 2021-05-10