von Gabriele Koubek
Lina geht schon in die Schule. Sie lernt nicht nur lesen und schreiben, sie hat auch Religionsunterricht. In der Adventszeit hört sie viele Geschichten von Jesus und von seinen Eltern. Linas Schwester Lara geht in den Kindergarten. Sie lernt, dass Jesus in einem Stall geboren wurde und dass viele Tiere dabei waren. Lina und Lara haben noch eine Schwester, Baby Livia. Livia ist noch sehr klein, sie spricht noch nicht aber sie kann schon krabbeln. Für Weihnachten haben sich die beiden großen Mädchen eine Überraschung für ihre Eltern ausgedacht. Sie werden die Geburt von Jesus nachspielen. Es soll ein richtiges Theaterstück werden. Lina liest Lara noch einmal die Weihnachtsgeschichte vor, damit sie auf nichts vergessen.
Jetzt geht die Vorbereitung los. Immer wieder versuchen sie Baby Livia in ihr Vorhaben einzuweihen, aber Livia tut ganz uninteressiert. Lara vermutet, dass Livia mehr interessiert ist, wenn es dabei etwas zu essen gibt.
Also bauen sie in das Weihnachtstheaterstück ein großes Festmahl ein. Nun ist der Plan fertig und jetzt brauchen sie einen Stall. Lange überlegen sie, ob sie aus Brettern und Nägel einen basteln sollen. Das Material haben sie alles zu Hause, denn ihr Papa ist Tischler und sie haben ihm schon oft beim Tischlern zugeschaut. Aber der Papa hat sie auch immer wieder gewarnt, dass man sich mit dem Hammer verletzen kann, wenn man nicht aufpasst.
Die Beiden entscheiden sich für das Kinderzelt, dass Lina irgendwann einmal bekommen hat. Als das Zelt aufgebaut ist brauchen sie Stroh für den Boden. Lara vermutet, dass die Mama sicher nicht sehr glücklich ist, wenn sie das Wohnzimmer mit Stroh auslegen. Also nehmen sie einen Bettüberwurf. Der ist ganz weich und strohgelb. In Linas Schulbuch steht, dass Jesus in einer Krippe liegt.
Aber Lara erklärt ihr, dass das nicht geht. Zu Weihnachten soll es doch allen gut gehen und eine Krippe ist nichts Gutes. Krippe ist, wenn der Papa im Bett liegt und Fieber hat und gesunden Tee trinken muss, den die Mama zubereitet. Also keine Krippe, denn Jesus soll es bei ihnen schön haben. Sie nehmen ein paar Seidenschals von der Oma und legen sie auf die Decke.
Nun werden die Rollen verteilt. Zuerst wollten beide Mädchen Maria sein und es gibt einen kleinen Streit bis Lina Lara erzählt, dass der Josef einen Stock in der Hand halten darf. Lara wird immer von allen zur Vorsicht ermahnt, wenn sie mit einem Stock in der Hand durch die Gegend läuft. Also denk sie, das ist eine gute Gelegenheit mit einem Stock durch das Wohnzimmer zu spazieren. Noch besser wäre, wenn sie endlich einmal das große Holzschwert benützen darf, dass der Opa auf dem Mittelalterfest gekauft hat.
Lara und Lina einigen sich darauf, dass Lara ein Josef mit einem Holzschwert wird. Eine Hose hat sie sowieso und der Strohhut von Papa passt fast perfekt. Jetzt brauchen sie noch ein Kleid für Lina als Maria. Sie probieren Mamas Ballkleid. Aber es ist zu lange. Sie überlegen, ob man es nicht abschneiden kann. Aber wenn Mama sich schon so fürchterlich aufregt, wenn sie sich gegenseitig ein bisschen die Haare abschneiden, was wird sie erst sagen, wenn sie das Kleid kürzen. Also lieber nicht.
© Gabriele Koubek 2025-05-02