Das Universum ist halt auch ein Mensch

Menzi

von Menzi

Story

Hab ich schon erzählt, wie eines Tages das Universum zu mir gesagt hat: „Mein Freund, heute ist der Tag, an dem du dir so richtig in die Hose pfeffern wirst.“

Natürlich sagt man bei uns im Mühlviertel nicht „anpfeffern“. Nicht einmal das Universum tut das. Vulgäre Ausdrucksweise würde diese Geschichte aber nicht besser machen; und somit belassen wir es dabei.

Mein Neffe und ich machten vor einigen Jahren einen Ausflug. Wir fuhren auf Segways durch Linz und entschieden uns danach für einen Burger beim Schachtelwirt und noch etwas Softeis beim Selbigen.

Gegen Ende des vorzüglichen Mahls spürte ich ein leichtes Rumoren in der Bauchgegend.

Ich wollte mir aber lieber zu Hause die Zeit dafür nehmen, anstatt mich hier zu stressen. Ein Fehler. Auf der Fahrt von Linz zu meinem Neffen merkte ich schon, dass die Zeit knapp werden könnte.

Man könnte jetzt natürlich ganz einfach sagen, ich sollte mich doch bei meinem Neffen zu Hause meiner „Sorgen“ entledigen. Allerdings war das schon eingangs erwähnte Universum – von dessen üblem Spiel ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts ahnen sollte – auch hierauf vorbereitet. Ich sollte ihn genaugenommen nämlich nicht zu Hause absetzen, sondern bei einem Freund. Und auf einem fremden Klo macht man keine Sauerei.

Als mein Neffe raus war, war meine Magen-Darm-Flora völlig ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit gerückt. Ach, wem lüg ich was vor: der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn; ich schwitzte wie ein Schwein.

Mein gesamter Körper war angespannt. Der linke Fuß war neben der Kupplung festgekeilt, gegengleich drückte ich meine rechte Schulter fest gegen die Lehne des Sitzes. Mein Körper bildete eine eine gerade Linie, die Arschbacken – 10 cm über dem Sitz – fest zusammengekniffen.

Jeder Schaltvorgang, jedes Betätigen der Kupplung war wie russisches Roulette – mit jedem Mal konnte sich der Schuss lösen.

Allen Unebenheiten der Straße zum Trotz näherte ich mich Meter für Meter, Sekunde für Sekunde dem Ziel. Meinem Zuhause. Dem sicheren Hafen. Der braunen Lagune (ich entschuldige mich an dieser Stelle für den Fäkalhumor).

Ich verkeilte nun auch meinen rechten Fuß – direkt am Gaspedal. Perfekt. Die letzte Kreuzung kam immer näher, ich war nur noch 2 Kilometer vom Sieg über das Schicksal entfernt.

Doch plötzlich, vielleicht 100 Meter vor mir, fuhr an dieser Kreuzung ein Auto mit einem Blumengesteck auf der Motorhaube vorbei.

Und diesem folgte noch eines…

Und noch eines…

Und noch eines…

Ein Hochzeitszug.

Im Schritttempo.

V O R M I R ! ! !

In diesem Augenblick klopfte mir das Universum auf die Schulter. Mit nüchternem Faktenblick sagte es: „Oida, du wirst da heut‘ leider nu in die Hosn scheissn.“

Warum nun doch so vulgär? Weil das die Worte waren und auch Karl Ferdinand Kratzl sagte: „Hässlich ist ein schönes Wort, aber schirch triffts viel besser.“

Und um euch die Sorge (oder die Schadenfreude?) zu nehmen: ich hab mir an diesem Tag doch nicht in die Hose geschissen.

Das Universum ist halt doch auch ein Mensch 🙂

© Menzi 2020-10-01