Das unvergeßliche Schlachtfest!

Josef Sonnweber

von Josef Sonnweber

Story

Die frühere Zeit hatte es so in sich, dass man sich auch ohne Radio und Fernseher gut unterhalten konnte. Auf den „Lugenbanklen“ traf man sich nach Feierabend und da wurden Geschichten erzählt, meistens alles „wahre Lugen“. Wenn es dann etwas kälter wurde, war ein warmer Ofen in der Stube gefragt. Vor Weihnachten wurde noch geschlachtet, damit es zu den Feiertagen „a fackes Bratl“ geben konnte.

Ein solcher Schlachttag war meiner Mutter so gut in Erinnerung, dass sie öfters einmal davon erzählte.

Ihre Brüder hatten sich im Heustadel versteckt, um dem Schlachten ihres Haus-schweines aus sicherem Versteck zusehen zu können. Mit einem Türkenkolben wurde das Schwein aus dem Schweinestall unter der Stadelauffahrt herausge-lockt, wo dann der Dorfmetzger mit Schlögl und Messer schon darauf wartete. Einer musste dem Schwein die Ohren aus der Stirn halten, um diese zielgerecht zu treffen. Es war auch nicht ratsam, dem Metzger schon vor dem Schlachten einen Schnaps zu geben, weil das die „Zielsicherheit“ gewaltig einschränkte. Man hatte da schon so seine Erfahrungen gemacht. Wenn es dann soweit war, wurde dem Schwein in den Hals gestochen und das herausströmende Blut in einem Reindl aufgefangen. Dann musste fleißig Blut gerührt werden, damit es nicht stocken konnte. Im Schlachttrog wurde dann dem Schwein mit kochendem Wasser die Haare abgebrüht und es dann unter dem Stadeltor zum Ausnehmen aufgehängt.

Als man in die Küche zur Marende ging, hatte einer der Buben die blöde Idee, „spielen wir Schweinabstechen!“Schnell vom Heustock herunter, solange die Leute noch in der Küche waren. Das Los fiel auf Seppl, der das Schwein mit Schreien imitieren sollte. Er wurde auf das Schlachtgatter gebunden, während Hansl den blutigen Metzgerschurz umband und das Messer mit dem Streicher wetzte. Die beiden anderen Buben mussten den sich wehrenden und laut schreienden Seppl halten. Als die Leute das Schreien bis in die Küche herein hörten, beim Fenster hinausschauten und den messerwetzenden Buben sahen, war es höchste Zeit, einzugreifen. Nicht auszudenken, ob der Hansl im Spieleifer nicht auch zugestochen hätte, wenn Seppl nicht so laut geschrien hätte. Den „Watschentanz“ haben sie alle heil überstanden. Dass dieser Vorfall natürlich wieder Gesprächsstoff im Dorf war, konnte man sich ja denken. So dürfte es schon damals „gestresste“ Schutzengel gegeben haben, die mit solchen Lausern ihre liebe Not hatten.

© Josef Sonnweber 2020-08-16

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