Das vergessene Kind – zwei Träume

Christa Mittermayer

von Christa Mittermayer

Story

Traum Nummer 1:

Eine fröhliche Tischgesellschaft – Familie, Freunde, Nachbarn. Doch plötzlich, die Mutter erscheint, ihr Fehlen war gar nicht aufgefallen, schiebt einen kleinen Buben zu den Verwandten. „Da, euer kleiner Bruder, ich muss weg, arbeiten. Passt auf ihn auf.“

Stille. Die Mutter, im Laufen winkt sie noch einmal. Der Bub isst, was ihm vorgesetzt wird, lächelt, schweigt. Einige Zeit später beginnt er zu weinen. „Mein Bruder, wo ist mein Bruder?“ Zwillinge? Niemand wusste etwas. Da steht er auf, beginnt im Garten herumzulaufen, zu suchen. Am Zaun, lockere Erde – er beginnt mit seinen Händen zu graben, Erwachsene helfen, holen Schaufeln – und entdecken einen Gang, und am Ende eine Höhle.

Totenstille, Entsetzen, ein kleines Kind, ein Bub, in eine Decke gewickelt! Ist er tot? Lebt er vielleicht noch? Atmet er noch? Rasch ins Spital mit ihm!

Dann sitzen alle, die einst so fröhliche Tischgesellschaft, stumm, hilflos, verschlossene Gesichter, nur einer lächelt, der kleine Bub, er weiß, dass sein Zwilling gerettet ist.


Traum Nummer 2:

Am Meer, auf der Promenade Menschen, ausgelassen, es ist Sommer, die Sonne heiß und glühend, das Meer, das Blau des Himmels spiegelnd, weiße Schaumkronen, Wölkchen gleich. Da, auf einer Bank, da liegt ein kleines Kind, ein Baby noch, ein Mädchen. Die Lider geschlossen, seine kleinen Finger verkrampft, sein Gesichtchen bereits von der Sonne gezeichnet. Es wimmert nicht – weiß es nicht, dass es nicht mehr lange zu leben hat? Der Menschenstrom fließt dahin, ohne zu stocken, doch plötzlich zerreißt er. Ein Mann stürzt herbei, reißt das Kind an sich, seine Ärztetasche fällt zu Boden. „Rasch, rasch, ich muss in meine Ordination!“ Er blickt sich um, doch niemand reagiert, als ob er und das Kind unsichtbar wären.

In der Ordination, rasch das kleine Mädchen mit Salben eingecremt, die verbrannte Haut vorsichtig vom Gesicht gezupft, Wassertropfen auf seine Lippen. Da schlägt es seine Augen auf, lächelt, „bin ich gerettet?“


Was wollen mir meine Träume sagen?





© Christa Mittermayer 2024-12-31

Genres
Spiritualität
Stimmung
Dunkel