Das verschwundene Mädchen

VS-Ratsch

von VS-Ratsch

Story

Das verschwundene Mädchen – Feli, 3. Klasse

Ein markerschütternder Schrei gellte durch das Haus der Familie Licht. So laut, dass man ihn wahrscheinlich noch drei Häuser weiter hören konnte. Eine ziemlich klein gewachsene Frau mit dunklem Haar drückte sich zitternd und stumm an die Wand. Es war alles wieder still. Nur der Zeiger einer Uhr tickte leise weiter. Nichts deutete darauf hin, dass sich in dieser Sekunde in dem Haus der Familie Licht etwas Sonderbares ereignet hatte. In dieser Nacht schlief Frau Licht nicht gut, immer wieder tauchten vor ihren Augen die Bilder des letzten Abends auf. In der Früh starrte sie verweint und erschöpft auf das leere Bett vor ihr. „Mein Schatz, mein Kind. Was soll ich nur tun?“ Um die Sache aufzuklären: Die Familie Licht war eine Zauberer-Familie. Das heißt, sie durften eigentlich nicht zaubern, denn sie waren in einer totalen Nicht-Zauberer-Welt aufgewachsen. Wenn sie nur ein Zeichen davon setzten, dass sie zaubern konnten, würden allen die Zauberstäbe zerbrochen und im allerschlimmsten Fall würden einem die Kinder weggenommen. „Lilly, wir müssen etwas tun! Wir müssen unser Kind finden!“, rief Mr. Licht. „Das weiß ich ja auch. Aber ich habe keine Ahnung, wo sie sein könnten.“ „Wie müssen zum alten See, es wird erzählt, dass dieser magische See Kräfte hat.“, antwortete der Mann. „Und welche magischen Kräfte bitte?“, fragte nun Frau Licht. „Naja. Ähm es sind emphatische Kräfte.“ sagte Mr. Licht nachdenklich. „Gut,“ sagte Frau Licht, „gehen wir.“ Bald darauf waren sie bei dem See angekommen und warteten auf Vollmond, denn wenn man bei Mondenschein um 12 Uhr eine Phönix-Feder in den See wirft, wird er seine magischen Kräfte zeigen. Die Feder hatten sie schon, nur der Vollmond ließ auf sich warten. Endlich nach einer Stunde, die den beiden wie Jahre vorkam, schien der Mond zwischen den Wolken hervor. Sofort schmiss Herr Licht die Feder ins Wasser. Als erstes passierte nichts, doch dann kam zwischen den Bäumen ein Licht hervor. Es war eine helles strahlendes Licht. Es schimmerte lila und blau, es kam auf die zwei zu. Es war eine Mischung aus einem Einhorn und dem Nebel. Diese Wesen, das nun vor ihnen stand war voll Anmut und heller Ausstrahlung. Dieses Wesen, das nun vor ihnen stand, war der Schlüssel zu ihrem Kind. Die beiden starrten das schöne Wesen an, das jetzt unverdrossen loslief. Lilly gab sich einen Ruck und lief los, ihr Mann hinterher. Stöhnend und prustend kamen sie auf einem abgelegenen Schrottplatz an. „Das Einhorn hat sich wohl verlaufen“, mutmaßt Herr Licht. „Nein, ich glaube, Amelie wird hier versteckt“, antwortet seine Frau ernst. Konstantin Licht meinte „Gut möglich, lass uns hineinschauen.“ So leicht wurde die Sache wahrhaftig nicht, denn es gab scheinbar keine Tür. Lilly stampfte wütend auf „Wir suchen jetzt schon eine halbe Stunde!“ Und auf einmal, wie durch Zauberei tat sich im Boden ein Loch auf. Sie sahen sich kurz an und sprangen dann gleichzeitig in das Loch. Unten war es staubig und stickig, doch am Boden hörte man jemanden rufen: „Mama, Papa, seid ihr das?“ Lilly stieß einen Freudenschrei aus und Konstantin sprang durch die Luft. „Ja, wir sind es Amelie!“, riefen die beiden zusammen. Sie befreiten Amelie und rannten eine Treppe hinauf ins Freie. Drei Wochen später waren sie nach Myselby Hamnington umgezogen, in eine Zauberer-Stadt. Dort lebten sie als glückliche Familie bis an ihr Lebensende.

© VS-Ratsch 2023-06-01

Genres
Romane & Erzählungen